12 April 2021

Zwischen Profi und Fan

Wenn jemand Geld für das erhält, was er tut, ist er ein Profi. Eine Schreinerin oder ein Bankangestellt, die ihren Beruf ausüben und dafür bezahlt werden, sind in ihrem Bereich dann die Profis. Niemand würde jemanden, der nebenbei mal einen Schrank zusammenzimmert oder sich privat mit Geldgeschäften beschäftigt, als Profi bezeichnen. Das sind Hobby-Tätigkeiten.

Ähnlich ist es beim Schreiben. Ich beispielsweise verdiene mein Geld damit, dass ich als Redakteur für Science-Fiction-Romane zuständig bin. Also kann ich mich als Science-Fiction-Profi bezeichnen. Als Autor werde ich durchaus veröffentlicht, das mache ich nebenbei. Daraus ist zu schließen, dass ich kein Profi-Autor bin, sondern ein Hobby-Autor – oder ein Gelegenheitsschriftsteller, wie ich mich selbst bezeichne.

Wenn ich in einer Publikation veröffentliche und dafür Honorar erhalte, ist das eine professionelle Veröffentlichung. Schreibe ich für eine Publikation und erhalte dafür kein Geld, ist das mein Privatvergnügen – die Publikation ist dann auch als Fanzine zu betrachten.

Mit solchen Abtrennungen ist keine Aussage über die Qualität verbunden. Eine professionelle Veröffentlichung kann grottenschlecht sein, eine Hobby-Veröffentlichung kann brillant ausfallen. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.

Das OX, für das ich schreibe, bezeichnet sich als »Fanzine«. Es hat eine Auflage von mehreren tausend Exemplaren und wird auch im Bahnhofsbuchhandel angeboten. Ich schreibe für das OX und erhalte dafür keinen Cent – ich bin schließlich ein Gelegenheitsautor und veröffentliche deshalb gern, ohne Geld dafür zu erhalten, in einem Fanzine. Damit habe ich kein Problem.

Die Diskussion in der Science-Fiction-Szene, wer denn nun professionell sei oder nicht, verfolgt mich seit Jahren, nein, seit Jahrzehnten. Ich verstehe sie von Jahr zu Jahr weniger. Ist es ehrenrührig, wenn jemand als »nicht professionell« bezeichnet wird? Ist es ehrenrührig, eine Publikation, die im niedrigen dreistelligen Bereich veröffentlicht wird, als »Fanzine« zu bezeichnen?

Ich versteh’s nicht. Aber ich muss ja auch nicht alles verstehen …

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