Lohnenswerter Science-Fiction-Reprint

In den fünfziger Jahren, als die Science Fiction im deutschsprachigen Raum noch völlig neu war, gab es bereits Versuche, das Genre »literarischer« zu gestalten. Im Gebrüder-Weiß-Verlag wurden anspruchsvolle Hardcover-Bände veröffentlicht, der Verlag brachte sowohl internationale Autoren als auch deutschsprachige Schriftsteller auf den Markt. Mit der Zeitschrift »Die Welt von morgen« gab es zudem eine »Hauszeitschrift«, wie man das damals nannte.

Im Verlag Dieter von Reeken erschien in einer verdienstvollen Ausgabe ein »reprografischer Nachdruck« der Hefte, die von 1955 bis 1960 publiziert wurden. Die sechs Hefte »für die Freunde technischer Zukunftsromane« werden auf den hundert Seiten des schönen Paperback-Bandes im A4-Format wiedergegeben. Auch alle Abbildungen der damaligen Zeit sind enthalten, sowohl in Schwarzweiß als auch in Farbe.

Die Hefte machen natürlich Werbung für die damalige Buchproduktion, verraten aber auch viel über die Science Fiction der fünfziger Jahre. Von den jeweiligen Autoren gibt es Artikel und Kurzgeschichten, dazu kommen Informationen zum aktuellen Stand der Raumfahrt und eine Prise Wissenschaft. Vom heutigen Standpunkt aus wirkt manches ein wenig unbeholfen – 1955 oder 1959 muss dieses Heft ein Kracher gewesen sein.

Man muss sich das immer wieder vor Augen halten: Mitteleuropa lag um diese Zeit teilweise noch in Trümmern. Viele Menschen lebten in Behelfsunterkünften, sowohl die Ausgebombten als auch die Flüchtlinge und Vertriebenen hatten bisher zu einem großen Teil keine neue Heimat gefunden. Die Schäden des Weltkrieges wirkten nach. Und in diesen Jahren kam für viele Menschen die Science Fiction mit ihren Visionen gerade recht.

»Die Welt von morgen« ist mit den gelungenen Bildern und Texten ein faszinierender Blick in diese Zeit und ihre Visionen. Nicht nur für Science-Fiction-Fans ist das spannend – für die aber ganz besonders –, sondern für alle, die sich für Zeitgeschichte interessieren. Weil schließlich jeder Blick in eine potenzielle Zukunft viel über die jeweilige Gegenwart verrät …

Man kann das schöne Werk theoretisch in jeder Buchhandlung bestellen, und die ISBN 978-3-945807-16-3 ist dabei sicher behilflich. Ich vermute, dass es offiziell schon verlagsvergriffen ist, habe es aber schon bei Versendern entdeckt.