27 Mai 2020

SF-Geschichten aus den 80er- und 90er-Jahren

Zwei Ermittler treffen auf einer Raumstation ein, weit entfernt von der Erde. Offenbar gab es vor einigen Jahren einen bewaffneten Konflikt zwischen verschiedenen Teilen des menschlichen Sternenreiches, darüber erfährt man allerdings nichts. Doch es entwickeln sich nun neue Konflikte zwischen den Ermittlern und der Besatzung der Station, und es braucht einige Zeit, bis klar wird, worum sich eigentlich alles dreht ...

Das ist im Prinzip die Handlung von »Roxanne 7«, der längsten und meiner Ansicht nach besten Geschichte in dem Sammelband »Der Wahrheitsprüfer«. Das Taschenbuch enthält Kurzgeschichten und Erzählungen von Johannes Anders, der diese Geschichten in den 80er- und 90er-Jahren unter seinem wirklichen Namen in Fanzines und kleinauflagigen Anthologien veröffentlichte.

Ich lernte ihn irgendwann in dieser Zeit kennen und verlor ihn aus den Augen. Schön, nach so vielen Jahren wieder von ihm zu hören!

Klar, man merkt manchen Geschichten an, dass sie nicht brandneu sind. Der Autor informiert darüber auch in seinem Nachwort. In diesem stellt er dar, wie sich sein Verhältnis zur Science Fiction und zum Fandom entwickelte, wie er für Fanzines schrieb und sich auf Cons herumtrieb (früher gern auch mit einer Gitarre unterm Arm).

Trotzdem sind die Geschichten durch die Bank unterhaltsam. Manche sind düster-kurze Zukunftsvisionen – etwa in »Saturnade« –, manche sind stilistische Fingerübungen oder spiegeln die Angst vor dem Überwachungsstaat wider. Sie haben eine unterschiedliche Länge. Während »Roxanne 7« den Umfang einer Novelle erreicht, gibt es wiederum Geschichten, die nur wenige Seiten umfassen.

Auffallend ist, wie menschlich die Figuren gezeichnet sind. Dem Autor lag etwas an seinen Figuren, und das merkt man auch in den überarbeiteten Geschichten. Deshalb sind die Ideen früherer Jahrzehnte immer noch so gut lesbar. (Die Zahl der Kleinkramfehler hält sich sehr in Grenzen, der Autor hat seine eigenen Werke offenbar sehr gut bearbeitet.)

Ich habe »Der Wahrheitsprüfer« mit großem Vergnügen gelesen. Die 205 Seiten sind eine schöne Lektüre für alle Menschen, die gerne Science Fiction in der Kurzform lesen. Empfehlenswert! Das Buch wurde 2019 im Kleinverlag Roguebooks veröffentlicht, in gedruckter Form wie auch als E-Book; es ist praktisch nur über Amazon zu beziehen oder eben direkt beim Autor anzufragen. Theoretisch kann man es in jeder Buchhandlung bestellen, das aber dürfte mühsam sein.

1 Kommentar:

  1. Wer das Buch »Der Wahrheitsprüfer« direkt beim Autor bestellen oder mit ihm in Kontakt treten möchte, nehme diese Adresse:
    johannes.anders@gmx-topmail.de

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