Ich liebe Spargel. Ich gehöre zu diesen Durchschnittsdeutschen, die dieses Gemüse einfach gern essen. Schon seit vielen Jahren freue ich mich stets auf das Frühjahr, wenn es den frischen Spargel endlich zu vernünftigen Preisen gibt. Dann wird er im Restaurant verspeist, wir kochen auch selbst damit. Ich nehme ihn gern auf einer Pizza, ich mag ihn gern mit Pfannkuchen, aber auch mit Kartoffeln und Sauce Hollandaise. Spargel ist einfach klasse.
In diesem Jahr ist alles anders.
Ich werde im Frühjahr 2020 keinen frischen Spargel essen, das habe ich mir fest vorgenommen. Mag sein, dass es albern ist, aber angesichts der Spargel-Diskussionen und -Entwicklungen in den vergangenen Wochen ist mir jeglichen Appetit daran vergangen.
Man muss sich das mal vorstellen: Wegen der Pandemie werden in Europa die Grenzen geschlossen, Firmen machen zu, für ganze Branchen droht ein wirtschaftliches Chaos. Bisher profitiert vor allem Amazon von der Pandemie, alle anderen Händler leiden.
Und ausgerechnet für die Spargelbauern wird eine Ausnahme gemacht! In vollgestopften Flugzeughallen warteten in Rumänien die Arbeiterinnen und Arbeiter auf ihren Transport nach Deutschland; weder im Flugzeug noch im Bus hatten sie eine »Soziale Distanz«, und wie es in den Baracken aussieht, in denen sie wohnen, möchte ich nicht wissen. Die Spargelbauern, zu denen eher selten »kleine« Landwirte gehören, profitieren damit vom Elend der Menschen und kümmern sich nicht um die Folgen. Es gab prompt schon den ersten toten Spargelstecher, der Covid-19 zum Opfer fiel.
Ich verstehe nicht alles, und ich muss auch nicht alles verstehen. Dass Spargel wichtiger ist als Restaurants oder Buchhandlungen, ist mir fremd. Aber mir hat es angesichts dieser Entwicklung in diesem Jahr schlicht den Appetit verschlagen. Ich muss ja nicht alles mitmachen …
Da wird einem echt schlecht.
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