Für viele Serien, die über Jahrzehnte hinweg existieren, gilt bekanntlich: Man kann an ihnen wunderbar ablesen, wie sich die Zeiten verändert haben. Das gilt beispielsweise für die Science-Fiction-Serie, für die ich seit 1992 tätig bin, das gilt aber auch für Comics oder Fernsehserien.
Bei den Comics ist die Serie »Rick Master« ein schönes Beispiel: Sie hat keinen echten Seriencharakter, weil die einzelnen Geschichten nicht aufeinander aufbauen, aber sie hat genügend »Personal«, das im Verlauf der Zeit ergänzt oder ausgetauscht wird. Zuletzt las ich den dritten Band der Gesamtausgabe, der drei Original-Abenteuer aus den späten 60er-Jahren sowie einige Kurzgeschichten enthält.
Früher waren Comics sehr eindeutig, Trivialliteratur und Filme auch: Die positiven Figuren waren immer komplett »gut«, und sie sahen gut aus. Wer zur bösen Seite gehörte, wurde gern hässlich dargestellt, die »grauen« Charaktere waren bei der Trivialliteratur geradezu verboten.
Mit dem Vater des Journalisten und Detektivs Rick Master wird im vorliegenden Band der Gesamtausgabe eine solche »graue« Figur eingeführt: Eigentlich ist der Vater keiner von den »Guten«, er hilft nur widerstrebend der Polizei, weil er als Einbrecher und »Gentleman-Dieb« tätig ist. Doch in den späten 60er-Jahren war es bereits machbar, einen im Grunde sympathischen Verbrecher auftauchen zu lassen.
Eine weitere Figur erlebt in dieser Gesamtausgabe einen wiederholten Auftritt. Es handelt sich dabei um den Professor Hermelin. Er ist kein Verbrecher, aber insofern auch ein »grauer Charakter«, weil er den Lesern durch sein herrisches Verhalten und sein großspuriges Auftreten sicher nicht gerade sympathisch erscheint – und dennoch zu den »Guten« gehört.
Schaut man sich die Geschichten an, wird ebenfalls klar, wie sehr dieser Comic von aktuellen Themen profitierte. Die Geschichte »Das Geheimnis der Maske« dürfte für die damalige Zeit ein absoluter Action-Höhepunkt gewesen sein. Unter anderem gibt es heftige Kämpfe in einem fahrenden Zug, ein Handlungselement, das auch in den Filmen der späten 60er-Jahren auftauchte.
Der internationale Terror wird in »Im Bann der Schlange« thematisiert – damals ein ganz neues Thema. In diesem Fall wird Rick Master sogar gezwungen, für die Bösewichte zu arbeiten. Und in »Der geheimnisvolle Doppelgänger« kann der Detektiv kaum unterscheiden, ob er einen Gangster vor sich hat oder sich über ein neues Mitglied in der Familie freuen soll.
Dazu kommen drei Kurzgeschichten, die eher schlicht sind, aber schön zeigen, wie sich die Serie im Verlauf der Jahrzehnte immer wieder veränderte und an die Gegebenheiten anpasste. Somit konnte mich auch Band drei der Gesamtausgabe überzeugen!
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