Ich kenne mich mit der »frühen Phase« der deutschsprachigen Science-Fiction-Szene ganz gut aus; zumindest glaube ich das. Von Jakob Bleymehl hatte ich gelegentlich gehört, der Autor wurde in anderen Fanzines der 60er-Jahre immer wieder erwähnt – von seinen Werken liegt allerdings kein einziges in meiner Sammlung.
Aus rein egoistischen Gründen finde ich es deshalb sehr gut, dass im Verlag Dieter von Reeken – dessen Programm ich sowieso sehr schätze – Bleymehls »Beiträge zur Geschichte und Bibliographie der utopischen und phantastischen Literatur« veröffentlicht worden sind. Was 1965 in Form eines Fanzines und mithilfe von Spiritus-Umdruck publiziert wurde, liegt somit als schöner Paperback-Band vor.
Damals erstellte der Fan Jacob Bleymehl eine Übersicht zur phantastischen Literatur. Man kann sich heute nicht einmal mehr vorstellen, welche Arbeit das gewesen sein muss. Er muss Unmengen von Karteikarten beschriftet haben, die er später sortierte und dann sorgsam abtippte – um eine vernünftige Reihenfolge hinzubekommen.
Dabei entstand eine beeindruckende Zusammenstellung. Utopisch-phantastische Literatur verortete Bleymehl bereits im Jahr 800 vor Christi Geburt; Schwerpunkte seiner Sammlung lagen aber eindeutig im 19. und frühen 20. Jahrhundert. Beim Durchblättern fielen mir unglaublich viele Bücher und Autoren auf, von denen ich noch nie gehört hatte – das ist schon eindrucksvoll.
Bleymehl war kein Wissenschaftler, wie die kurze Biografie belegt, die in diesem Buch enthalten ist. Er liebte die phantastische Literatur, er engagierte sich in der aufkeimenden Fan-Szene, er sammelte Bücher. Sein Geld verdiente er als Bäcker. Mit seiner »Sammlung Antares« veröffentlichte er selbst utopisch-phantastische Romane und Erzählungen in Form von Fanzines.
Schon klar: Man muss ein echter Fan von Science Fiction und Fantasy sein – wie ich halt ... –, um eine Freunde an Listen zu haben, die vor allem uralte Romane und Sachbücher auflisten. Ich fand aber auch die historisch-kritischen Einordnungen lesenswert, die Bleymehl 1965 verfasste. Seine Literaturgeschichte ist nicht wissenschaftlich, sondern subjektiv, sollte aber heute vielen Leuten um die Ohren gehauen werden, die allen Ernstes diverser Genre-Definitionen im Internet veröffentlichen, die weder Hand noch Fuß haben.
Das Problem: Das schön gemachte Paperback ist beim Verlag bereits vergriffen. Ich vermute, dass die Auflage entsprechend gering war. (Vielleicht kann man mit einer Anfrage trotzdem noch ein Exemplar aus den Rippen des Verlagsleiters leiern?) Ich werde es auf jeden Fall in Ehren halten; als ein wunderbares Sachbuch zur Science Fiction!
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