08 August 2019

Ich als Pogo-Anarchist

Leider erinnere ich mich nicht mehr genau, wann ich meinen Mitgliedsausweis der Anarchistischen Pogo-Partei Deutschlands – kurz APPD – erhielt. Es war in den 90er-Jahren, weil ich erst an der zweiten Gründung der Partei teilnahm und in den frühen 80er-Jahren in Sachen Punk viel zu unbeleckt war.

Also gehe ich davon aus, dass mir dieser Ausweis entweder 1995 oder 1996 ausgestellt wurde. Er geriet ein wenig in Vergessenheit, weil mir die APPD irgendwann ziemlich auf die Nerven ging.

Dabei war ich gern dabei, vor allem am Anfang. Bei der Parteigründung im Zoo in Frankfurt lachte ich Tränen; die Zeremonie in der Paulskirche zählt zu den eindrucksvollsten Ereignissen der 90er-Jahre, und über diesen ganzen Tag könnte man eine lange Geschichte schreiben. Auch der eine oder andere »Aufmarsch« der Partei, die Busfahrt von Mannheim nach Hamburg und viele andere Ereignisse haben sich unauslöschlich in mein Gedächtnis gebrannt.

Ich fand viele Inhalte der Partei in ihrer übertriebenen Art völlig nachvollziehbar. Das Credo »Arbeit ist scheiße« angesichts der Tatsache, dass die meisten Menschen ihre Arbeit hassen, leuchtet mir nach wie vor ein, ebenso die Parole, man möge »das deutsche Volk« so schnell wie möglich »zurück verdummen«. In diesem Punkt sind ja viele Ziele der Partei ohne die APPD verwirklicht worden.

Deshalb freute ich mich, als ich damals den Mitgliedsausweis erhielt, und ich trug ihn stolz mit mir, zwischen Führerschein und Personalausweis. Bei Polizeikontrollen erregte er durchaus Interesse, ich zeigte ihn auch gern im Bekanntenkreis.

Als die APPD aber in sich zerfiel, weil manche Leute die »Politik« in der Partei zu ernst nahmen, verlor ich das Interesse. Auch mit Begriffen wie »Fick Heil!«, die gewissermaßen Mode wurden, hatte ich meine Probleme.

Seit den 90er-Jahren war ich auf keiner Veranstaltung mehr, ob das nun die Pogo-Partei oder die eigentliche APPD oder sonst etwas ist. Aber den Ausweis behielt ich – weil ich die Partei und ihre Aktionen über Jahre hinweg schätzte.

2 Kommentare:

  1. Ein cooler Ausweis eines coolen Punks. Meine Berührungen mit der Punk-Szene waren eher oberflächlich und einem Mädchen geschuldet, auf das ich damals stand. Ich war aber auch noch ein echt junger Teen damals. Anfang der Achtziger erlebte ich deshalb in Köln ein Konzert der Psychobilly-Band King Kurt (Ooh Wallah Wallah-Tour) und kam abends dann mit einer Mischung aus Tapetenkleister, Eiern und was-auch-immer am ganzen Körper ins elterliche Haus zurück, was zu Begeisterungsstürmen meiner Eltern führte. Es folgte noch ein Konzert der Strassenjungs (ich glaube, das war 1983), dann wurde mir die Clique meiner Freundin zu stressig und aus wars mit dem Punk. Zwar höre ich heute noch gerne punkige Töne (die frühen Songs der GooGooDolls, natürlich die Ärzte (da war ich von Anfang an Fan), Pistols, The Exploited), bin aber Krachmusiktechnisch eher im Schwermetallbereich zu finden (Den Metaller sieht man mir heute übrigens genauso deutlich an wie den Punk am Blogger dieser Seiten. Was das Leben so aus einem macht ...)

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  2. Obwohl fast 20 Jahre jünger, muss ich meinen APPD-Ausweis ungefähr zur selben Zeit bekommen haben, wahrscheinlich so 1997. Und er gehört heute zu den wichtigsten Reliquien meiner 90er. Du, Klaus, bei uns allen nur "der Frick" genannt, warst uns (APPD-Rastatt/KPM-Karlsruher Pogo Miliz) ein ständiger Begleiter (oder wir dir), der wie ein auktorialer Erzähler als einziger zu wissen schien, was eigentlich los war. Dabei warst du auf deine alberne Art genauso dauergrinsend unterwegs wie wir, wenn mal wieder irgendwo ein APPD-Parteitag oder eine "Freiheit für Peter Graf"-Demo (Mannheim) stattfand. Die von dir erwähnte Busfahrt von Mannheim nach Hamburg: unvergesslich!
    Das war bisher auch die einzige Parteimitgliedschaft meines Lebens...
    Grüße, Alex

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