Seit den 80er-Jahren mag ich die Serie »Jeremiah«. Es mögen sich Wissenschaftler und andere kluge Menschen darüber streiten, ob es sich bei diesem Comic nun um Science Fiction handelt – weil die Geschichten in der Zukunft spielen – oder eher um einen Western. Für den Western spricht die grundsätzliche Anlage: zwei Freunde, die unterwegs in einem gefährlichen Amerika sind und dort ihre Abenteuer im Kampf gegen allerlei Bösewichte erleben.
Zuletzt las ich den Band 34 der Serie, der den Titel »Jungle City« trägt und im Erko-Verlag erschienen ist. Von der Anlage her ist es echt ein Westen: Jeremia und Kurdy, die beiden Freunde, kommen mit ihren Motorrädern in eine kleine Stadt, in der sie schnell merken, welche Spannungen es gibt.
Science-Fiction-Elemente sind die Wasserknappheit in der geschilderten Zukunft. Müllsäcke mit »Monsanto«-Aufschrift deuten darauf hin, dass die Chemie-Industrie der Vergangenheit – also unserer Gegenwart – daran schuld ist, dass das Wasser in Jungle City teilweise lebensgefährlich ist.
Die beiden Helden wollen sich nicht in die Konflikte hineinziehen lassen, die zwischen zwei mächtigen Banden herrschen. Über allem thront gewissermaßen der lokale Potentat, der den Zugang zu sauberem Wasser kontrolliert und damit die wirtschaftliche Macht über die Stadt ausübt. Eigentlich wollen Jeremiah und Kurdy etwas essen und trinken sowie übernachten – doch dann werden ihre Motorräder gestohlen, und unversehens sind sie gezwungen, Partei zu ergreifen.
Ich liebe die Comics des belgischen Zeichners und Autor Hermann, seit ich sie in den 70er-Jahren erstmals im »Zack« kennengelernt habe. Der Belgier, der mit komplettem Namen Hermann Huppen heißt, ist Jahrgang 1938 und schon so lange im Geschäft, dass er sich Modernisierungen getrost verkneifen kann.
Seine zynische Science-Fiction-Geschichte ist spannend erzählt, endet ziemlich negativ und offen zugleich, und verzichtet auf Elemente, mit denen man eigentlich rechnet. Weder ergibt sich eine Liebesgeschichte – oder dergleichen –, noch findet der Oberbösewicht am Ende seine gerechte Strafe. Auf dem Weg zum tragischen Ende erhält man als Leser aber eine knallige Geschichte.
Künstlerisch weiß Hermann nach all den Jahrzehnten einfach, was er will und was er kann. Die Bilder sind realistisch, die Stadt wirkt heruntergekommen, und praktisch alle Figuren, die auftauchen, sind auf ihre Art echt hässlich. Mit den eindrucksvollen Bildern und der knalligen Actiongeschichte entsteht ein Comic, der nicht mehr nach dem großen Erfolg schreit, aber mir sehr gut gefallen hat.
(Ich hole mir dann auch die anderen »Jeremiah«-Bände aus dem Erko-Verlag. Na klar, es sind ja sogar schöne Hardcover-Ausgaben.)
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