Auch wenn ich mich in den 80er-Jahren nicht gerade mit Punkrock aus Frankreich auskannte – die Band Komintern Sect war mir ein Begriff. Die vier Punks und Skins aus Orléans spielten in der ersten Hälfte der 80er-Jahre zusammen, lösten sich 1986 auf und gaben in den Nullerjahren dann doch mal wieder einige Konzerte. Die wichtigste Zeit der Band war aber eindeutig von 1983 bis 1986.
Neben vielen Aufnahmen für klassische Sampler wie etwa »Chaos en France« (nach dieser Sampler-Reihe benannte ich übrigens meinen Punkrock-Roman »Chaos en France – Peter Pank in Avignon«) veröffentlichte die Band auch drei Platten. Die erste LP mit dem klaren Titel »Le seigneurs de la guerre« kam 1983 heraus und kann heute noch überzeugen.
Klar ist der Punkrock nicht gerade schnell, und er rumpelt ganz schön. Dafür gefallen die Oi!-Chöre und die klare Haltung. Die Band war zu ihrer Zeit dem klassischen Stil verhaftet und hielt nicht viel von dem damals neuen Hardcore-Punk; das macht ihre Platte zeitloser als manches Gebretter, das zur selben Zeit von der Insel kam.
Textlich ist und war die Band eher schlicht, dafür aber eindeutig. Obwohl man Oi! mochte, hielt man sich von den Rechten fern. In Stücken wie »Barcelone 1936« oder auch dem Titelstück der Platte behandelt die Band zeitlose Themen: Es geht um Krieg und Freiheit oder um das Leben des einzelnen in einer kälter werdenden Gesellschaft und andere Dinge.
Klar: Die Platte ist vor allem ein zeitgenössisches Dokument. Ich war 1983 zum ersten Mal in Paris und fand die Mischung aus Tristesse in manchen heruntergekommenen Straßenzügen sowie der historischen Tradition dieser Metropole immer irritierend. Komintern Sect lieferte den passenden Soundtrack dazu.
Natürlich gibt es bei YouTube einiges Material von KOMINTERN SECT, auch die von mir besprochene Platte ist mehrfach eingestellt. Wer Lust hat, sich das anzuhören, wird etwa hier fündig:
AntwortenLöschenhttps://www.youtube.com/watch?v=_pjV9iDXAxY
Ich empfehle natürlich die Vinyl- oder die CD-Version.