Die junge Frau trug die blaue Uniform einer Flugbegleiterin, dazu zeigte sie blonde Locken und ein strahlendes Lächeln. Sie steuerte direkt auf mich zu, ein Klemmbrett unter dem Arm. Ich stand innerhalb der Begrenzung, die dazu gedacht war, dass wartende Passagiere nicht irgendwo im Flughafengelände herumlungerten, sondern sich exakt in der dafür vorgesehenen Reihe platzierten.
»Guten Tag, ich bin Nadja«, begann sie und strahlte mich an. »Wie heißen Sie?«
Ich nannte meinen Namen, müde vom frühen Aufstehen und arglos wegen ihres Lächelns.
Sie strahlte weiter. »Das ist sehr schön, Klaus«, redete sie weiter, »wir führen eine Kundenbefragung durch. Dabei können Sie auch etwas gewinnen. Haben Sie Zeit und Interesse?«
Ich nickte. In der Tat hatte ich nichts zu tun. Es ging in der Schlange nur langsam weiter, weil am Schalter eifrig diskutiert wurde. Und ich war zu müde, um mein Buch aus der Tasche zu fischen und im Stehen zu lesen.
»Wie alt sind Sie, Klaus?«, fragte die Dame. »Ich stelle zuerst einige allgemeine Fragen. Aus welcher Region in Deutschland sind Sie? Was waren die Gründe für Ihre Reise?«
Immer kombinierte sie das Siezen mit der Nennung des Vornamens. Ich fand das überzogen, aber es ärgerte mich nicht. Brav gab ich die Dinge zur Antwort, die sie wissen wollte. Gegen so eine Statistik hatte ich nichts.
»Kann ich Ihre Telefonnummer haben, Klaus?«, fragte sie dann.
»Wofür das denn?« Auf einmal war ich wach. Hellwach sogar. Das bisherige Einlullen war vorüber.
»Nichts Schlimmes!«, sagte sie und strahlte noch mehr. »Wir wollen Sie nach der Umfrage später einmal anrufen, wenn wir Rückfragen haben.«
»Nein. Meine Telefonnummer erhalten Sie nicht«. Ich fand, dass ich höflich klang, höflich, aber bestimmt.
»Aber Klaus, die brauchen wir für diese Aktion.«
»Sie erhalten die Nummer aber nicht.« Ich lächelte höflich.
Sie nickte mir zu. Ihr Lächeln war verschwunden, als hätte es jemand ausgeknipst. »Dann noch einen schönen Tag«, sagte sie, diesmal ohne meinen Namen zu nennen. Ohne ein Wort des Grußes drehte sie sich zur Seite und ging davon.
Ich seufzte. Es wurde Zeit, dass ich mein Buch aus der Tasche holte.
null sieben elf sechs sechs neun elf null
AntwortenLöschenIn der Verbraucherzentrale freuen sie sich sicherlich wenn die schwarzen Schafe von alleine anrufen. ;-)
Sali, Klaus.
AntwortenLöschenDu bist dort - in der künstlich geschaffenen "Meeresenge" - offensichtlich einer klassischen Sirene untergekommen. Viel pappsüßer Schein zur Ablenkung. Vermutlich heißt sie nicht einmal "Nadja". Noch mehr vermute ich, dass die Gute pro erhaltener Telefonnummer bezahlt wurde - weswegen sie dann auch Ihr Profi-Lächeln ausknippsen konnte.
Persönlich würde ich ja solche Erhebungen mit allerlei Unsinn befüttern - hätte ich nicht bereits eine grundsätzliche Abneigung dagegen. Yikes!
bonté