Ich weiß nicht mehr genau, seit wann ich Mitglied im Archiv der Jugendkulturen bin; ich erinnere mich aber gut an das Gründungstreffen. Also müsste ich bei der Gründung vor gut zwei Jahrzehnten dabei gewesen sein, damals auf Initiative von Klaus Farin. Einer der Gründe für das Archiv war, dass man dort Fanzines aus Jugend- und Subkulturen sammeln wollte.
In der Folge schickte ich über Jahre hinweg das nach Berlin, was ich daheim doppelt hatte oder nicht brauchen konnte. Mein eigenes Fanzine-Archiv – man darf darüber ja nicht nachdenken ... – füllt im Haus meiner Eltern, in dem jetzt meine Schwester lebt, den ehemaligen Hobbyraum meines Vaters. Das ist zwar ganz okay so, weil ich daheim den Platz für viele tausend Fanzines nicht hätte, gleichzeitig aber auch heikel: Die Hefte fangen im Verlauf der Jahre an zu müffeln.
Seit August gibt es nun ein Projekt im Archiv der Jugendkulturen, das den schönen Titel »Pop- und Subkulturarchiv International« trägt. Ich warte noch auf die Abkürzung und entscheide mich dann zwischen »PUSI« oder »PUSKI«. Aber egal: Künftig werden sich also vier bis fünf Leute um Fanzines kümmern, Menschen also, die im Gegensatz zu mir gelernte Bibliothekare sind oder wissenschaftlich orientiert. Darüber informierte mich ein entsprechender Text im Blog des Archivs.
Schauen wir mal, wie sich die Angelegenheit entwickelt. Ich finde es spannend, dass ein solches Archiv gefördert wird, also echtes Geld ausgegeben wird, und finde es auch gut – immerhin sind Fanzines für mich ein Stück Kulturgut.
Andererseits habe ich immer eine gewisse Furcht, dass szenefremde Leute mit dem »Blick von oben« auf Subkulturen schauen und sie entsprechend »verarbeiten« könnten. Verstehen sie den Witz in manchen Science-Fiction-Fanzines der 50er- und 60er-Jahre, falls sie diese überhaupt als subkulturelle betrachten? Kapieren sie die »Pseudo«-Hefte der frühen 90er-Jahre? Wie kommen sie mit dem rüpeligen Stil der Punk-Fanzines früherer Jahrzehnte klar? Oder gehen sie »aufklärerisch« und intellektuell an das Thema heran?
Schauen wir mal ...
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