Der Polizist Jesse Stone ist ein ungewöhnlicher Cop: Er hat einen moralischen Kompass, der ihn leitet, auch wenn er selbst voller Fehler und Komplexe steckt. Wenn er also mitbekommt, dass sich eine Lehrerin aus der gehobenen Schicht gegenüber ihren Schülerinnen nicht korrekt verhalten hat, ist das für ihn ein »Fall«. Dann stört es ihn nicht, dass ihn ein wichtiger Rechtsanwalt oder sogar einflussreiche Leute aus dem Stadtrat dazu bewegen wollen, das Thema fallen zu lassen.
Selbst ist Jesse Stone recht locker, was den Sex mit wechselnden Partnern angeht. Als er aber erfährt, dass Kinder zu unfreiwilligen Zeugen von Swinger-Partys werden, interessiert ihn das ebenfalls. Als zu allem Überfluss auch noch ein »Spanner« nachts durch die kleine Stadt Paradise zieht, der Frauen beobachtet oder bedrängt, hat Stone damit immerhin einen echten Fall.
Ich liebe die Romane von Robert B. Parker. Bei »Verfolgt in Paradise« bricht der Autor mit mehreren Regeln, die ansonsten für Krimis gelten. So gibt es keinen Mord, und die Fälle haben vor allem mit sexueller Belästigung zu tun und würden für viele Leute nur als Bagatelle gelten. (Die betroffenen Kinder und Frauen dürften das anders sehen.) Der Autor zeigt aber, wie sein Held ermittelt und wie er versucht, die Verbindungen zwischen den einzelnen Fällen herzustellen.
Es gibt die üblichen lakonischen Dialoge, die alle Romane von Robert B. Parker auszeichnen, diesmal bekommen die Beziehungen und Gefühle aber einen weiteren Raum als üblich. Der Held ist ein Trinker, und er muss versuchen, mit dem Alkohol umzugehen oder ihn sich ganz abzugewöhnen. Er will sich keine Schwächen eingestehen, und seine größte Schwäche ist seine Ex-Frau, zu der er sich immer noch hingezogen fühlt.
Damit entsteht eine ganz andere Art von Spannung, als man sie sonst in Krimis kennt. Klar gibt es auch ein wenig Action, und der Autor schildert die übliche Ermittlungsarbeit – aber ich fand die Beziehungen diesmal am interessantesten.
»Verfolgt in Paradise« ist ein typischer Parker-Roman, der alle Elemente enthält, die ich an den anderen Werken dieses Autors schätze. Doch sein gewisses Etwas zeichnet ihn ganz besonders aus. Spannend!
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