Ich muss der Tatsache ins Auge blicken: Ich bin über fünfzig Jahre alt. Glaube ich den Gesprächen in der Kantine und im Bekanntenkreis, muss ich mir also Gedanken darüber machen, was ich in zehn, zwölf Jahren mache. Dann werde ich nämlich Rentner sein. Reicht die Kohle dann zu einem vernünftigen Leben? Diese Fragen stellen sich viele Leute in meinem Alter.
Als ich Schüler war und auch in den gesamten 80er-Jahren hätte mich ein Gespräch über die Rente nur zum Lachen gereizt. Ich glaubte nicht, älter als dreißig zu werden, und war selbst verblüfft, als ich es dann war. Auch später glaubte ich nicht, dass das Rentensystem noch funktionieren würde, wenn ich in das entsprechende Alter kommen würde.
Eigentlich glaube ich es auch heute nicht so richtig. Das liegt nicht daran, dass ich den Lügen der Regierungen geglaubt hätte, die einem allen Ernstes weismachen wollen, man zahle in eine Kasse ein, die das Geld dann irgendwie anspare, um es mir nach Jahrzehnten auszuzahlen. Mir war immer klar, dass das Geld, das ich »einzahlte«, direkt wieder ausgegeben wurde und ich mir nur ein theoretisches Anrecht erwarb.
Ob ich in zehn, zwölf Jahren also Geld aus der Rentenkasse erhalten werde, weiß ich heute nicht. Ich fühle mich dadurch allerdings auch nicht gestresst. Wenn die Wirtschaft entsprechend läuft, wird es irgendwie Geld geben. Wenn nicht, werde ich irgendwie wohl weiter arbeiten müssen. Das sieht man dann schon irgendwie ...
An das »No Future«, der späten 70er- und frühen 80er-Jahre, das ich in gewisser Weise durchaus ernst genommen habe, glaube ich nicht mehr. Aber ich glaube auch keinen Versprechungen, die vom Staat oder aus der Rentenversicherung kommen.
Weil einfach niemand weiß, was in zehn oder zwölf Jahren los sein wird und wie sich die Lage dann darstellt, kann einfach auch niemand klare Versprechungen abgeben. Von längeren Zeiträumen ganz zu schweigen.
(Dass sich derzeit die Parteien mit dem Thema Rente beschäftigen, hat übrigens einen einfachen Grund. Irgend jemand ist offenbar aufgefallen, dass die »geburtenstarken Jahrgänge« – zu denen ich gehöre – in den nächsten Jahren einen Anspruch auf Rente haben und gleichzeitig einen großen Teil der Wähler stellen werden. Da muss man sich entsprechend darauf einstellen.)
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