Seit 1971 wohnt Rafik Schami in Deutschland. Der in Damaskus geborene Autor schreibt in deutscher Sprache, seine Geschichten und Romane wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet und in verschiedene Sprachen übersetzt. In einer Kooperation der Verlage Hirnkost und Schiler wurde zuletzt sein Werk »Ich wollte nur Geschichten erzählen« veröffentlicht, das ich dieser Tage gelesen habe.
Es ist kein Roman und keine Kurzgeschichtensammlung, kein allgemeines Sachbuch und erst recht keine Biografie; der Autor liefert ein Mosaik von Texten ab, die mal eine Seite lang sind und mal die Länge von fünf Seiten erreichen. Das Buch wirkt, als habe Schami immer mal wieder etwas notiert und daraus dann eine Zusammenstellung von Texten gemacht – dass dies sowohl unterhaltsam als auch informativ wirkt, finde ich toll. Der Untertitel »Mosaik der Fremde« trifft absolut zu.
Man sollte ein wenig über Rafik Schami wissen, seinen Namen zumindest schon mal gehört haben oder auch eines seiner Bücher mögen. Das hilft auf jeden Fall, dieses Buch leichter zu lesen. Andererseits macht es aber auf den Autor aufmerksam; es macht auf ihn und seine Literatur neugierig, weil Rafik Schami immer wieder auf sich, auf seine Arbeit und auf seine Probleme hinweist.
Als erfolgreicher Autor wurde und wird er mit Anfeindungen konfrontiert, die aus den verschiedensten Ecken kommen: mal von linker, mal von rechter Seite, mal von »Landsleuten«, dann wieder von überzeugten Deutschen. Das lässt Schami ebenso in das Buch einfließen wie den Blick auf den aktuellen Bürgerkrieg in Syrien.
Schwierig ist höchstens zu lesen, wenn er beschreibt, wie politische Anfeindungen verlaufen. Nicht immer verstehe ich da, wen er meint. Klar, er möchte die Namen von Autoren und Zeitschriften nicht unbedingt nennen – dadurch wird aber manch kritischer Text zu bloße Geraune, bei dem ich zwar verstehe, was er meint, nicht aber, um welche Person es konkret geht.
Ansonsten aber stellt Schami dar, wie es sich anfühlt, im Exil zu leben und zu schreiben. Er zeigt, mit welchen Widerständen er zu kämpfen hat und warum Damaskus, seine Heimatstadt, für ihn nach all den Jahrzehnten immer noch so wichtig ist. Er demonstriert seine Abneigung gegenüber den tyrannischen Herrschern der arabischen Nationen und schildert gleichzeitig, wie er die Kultur seiner ursprünglichen Heimat schätzt.
Was nicht verwundert: Der Mann kann schreiben, und so werden die vielen kurzen Texte zu einem bunten Mosaik, das in sich ein ungewöhnliches Porträt aus Literatur und Politik, Lebensgefühl und Freiheitsgedanken bildet. Man muss sich auf das Werk einlassen, die Lektüre wird man aber kaum bereuen.
Der Hardcover-Band ist 176 Seiten stark und kostet 18 Euro. Mithilfe der ISBN 978-3-945398-65-4 bekommt man ihn in jeder Buchhandlung, auch bei den einschlägigen Versendern – unter anderem auch im Shop von Hirnkost.
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