Die Zeitschrift »Der Selfpublisher« ist mir seit längerem bekannt, ich lese sie aber nicht regelmäßig. Der einleuchtende Grund: Ich bin nicht die Zielgruppe, weder als Redakteur noch als Gelegenheitsautor ist Selfpublishing für mich eine spannende Option. Als mir im Juni aber die Ausgabe 1/2018 in die Hände fiel, die im März diesen Jahres veröffentlicht worden ist, las ich sie komplett durch.
Interessant fand ich den Bericht von Emily Bold, die auch auf dem Cover abgebildet ist. Die Autorin fing als Selfpublisherin an, hat es zu einer gewissen Beliebtheit gebracht und wird mittlerweile auch von »normalen« Verlagen veröffentlicht. Ich hätte mir bei diesem Bericht noch die eine oder andere kritische Nachfrage gewünscht, aber man kann ja nicht alles haben.
So hätte mich beispielsweise interessiert, woher die Beliebtheit der Autorin kommt: Sind ihre Geschichten so gut, vermarktet sie sich besser als andere Autorinnen, oder war sie schlichtweg die erste, die in »ihrem« Genre haufenweise eigene E-Books publizierte? Manchmal sind die Antworten ja ganz einfach.
Das ist übrigens die hauptsächliche Schwäche des ansonsten professionell gemachten Magazins: Die meisten Beiträge bleiben an der Oberfläche, die Autorinnen und Autoren steigen selten in die Tiefe und fragen noch seltener nach Hintergründen. Klar, es geht um Buchblogger und die Verbindung zu Selfpublishern, es wird auch über die Buchhandlung »Otherland« geschrieben, aber unterm Strich herrscht in den Texten ein Fanzine-Charakter vor: Man findet sich gegenseitig gut und liebt den Erfolg. Dagegen spricht ja auch nichts ...
Schön ist das Porträt der Autorin und »Social-Media-Ikone« – was immer das zu bedeuten hat – Karena John, die ich seit dem LiteraturCamp unter ihrem Twitter-Namen Bordsteinprosa kenne, durchaus lesenswert ist ein Artikel, der mithilfe eines Typenindikators zeigten soll, wie man glaubwürdige Charaktere erschaffen kann. Dazu kommen haufenweise Tipps und Ratschläge, alles in allem ein höchst unterhaltsames und informatives Gesamtpaket.
Das Heft ist 60 Seiten stark, und ich empfand die Lektüre als interessant. Klar bin ich nicht die Zielgruppe, aber ich denke, dass es für Selfpublisher und Leute, die sich für Schreiben und Veröffentlichen interessieren, wertvolle Hinweise liefern kann. Es war übrigens die letzte Ausgabe, die Jennifer Jäger als Chefredakteurin betreut hat; mittlerweile geht sie als Buchautorin und Verlagslektorin ganz andere Wege.
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