Er ist ein wahnwitziger Autor. Seine Bücher sind manchmal wahre Alpträume. Aber ich mag die Art von Krimis, die James Ellroy schreibt, seit ich vor vielen Jahren seine »Schwarze Dahlie« verschlungen habe. Der Roman »Blut auf dem Mond« entstammt der frühen Phase des Autors, seine Meisterschaft hatte er damals noch nicht erlangt – der Krimi ist trotzdem superspannend.
Im Prinzip schildert er das Duell zwischen einem Serienkiller und einem Polizisten. Beide wurden in den 60er-Jahren traumatisiert: Während der Polizist danach sein Leben der Aufgabe gewidmet hat, Ungerechtigkeit und Verbrechen zu bekämpfen, möchte der Killer im Prinzip nur seine Rache finden – an Personen, die er mit den Taten aus seiner Jugend in Verbindung bringt. Der Roman spielt in den frühen 80er-Jahren, die Zeiten haben sich geändert, aber beide Männer sind sich in gewisser Weise treu geblieben.
Niemand erkennt, dass ein Serienkiller sein Unwesen in Los Angeles treibt. Völlig zufällig wirkende Mordfälle werden von niemandem einem Serienkiller zugeschrieben – schließlich werden die Opfer jedes Mal auf andere Weise umgebracht, es bleiben auch keine Zeichen oder sonstigen Hinweise. Nur der sture Polizist kommt auf die Spur des Täters.
Er findet heraus, welche Zusammenhänge es zwischen den einzelnen Mordopfern gibt. Er zieht die richtigen Schlüsse, begeht aber in einem entscheidenden Punkt einen Fehler. Danach ist es keine Jagd mehr, sondern zwei Jäger versuchen, sich gegenseitig zu erwischen.
Was in der Zusammenfassung nach einem klassischen Polizei-Krimi klingt, ist in Wirklichkeit sehr komplex. Der Autor taucht tief in die Psyche seiner beiden Hauptfiguren ein, schildert sie mit ihren Ängsten und Nöten, mit ihren Schwierigkeiten und inneren Dämonen. Man merkt dem Autor an, dass er weiß, wovon er schreibt; er kennt die Brutalität auf der Straße selbst aus eigener Erfahrung.
Die Polizei wird realistisch vorgestellt; die frühen 80er-Jahre mit ihrer Szenerie sind sehr glaubhaft. Der Roman hat seine Schwächen; vor allem stilistisch überreizt es Ellroy manchmal – das ist definitiv keines seiner Meisterwerke.
Trotzdem las ich den Roman mit viel Faszination. Lloyd Hopkins, der Polizist, wird so klar gezeichnet, dass klar wird, warum Ellroy auf Basis dieser Hauptfigur eine Roman-Trilogie verfasst hat. »Blut auf dem Mond« ist der erste Teil der Trilogie, und ich werde mir die anderen Teile ebenfalls besorgen. Es gibt sowieso noch eine Reihe von Ellroy-Romanen, die ich unbedingt lesen möchte!
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