Zu dem deutschen Science-Fiction-Roman »Paradox« gibt es eine Vorgeschichte, die ich erzählen muss, bevor ich auch nur eine Zeile über den Inhalt schreibe. Im Herbst 2015, während ich auf der Frankfurter Buchmesse war, wurde nämlich ein Preis vergeben, der sich ausdrücklich an Selfpublisher richtete.
Überrascht stellte ich fest, dass ein Science-Fiction-Roman gewonnen hatte. Autor war ein gewisser Phillip P. Peterson, und seine Romane gab es als E-Book sowie als Paperback bei Amazon. Kurzerhand bestellte ich mir – noch von der Buchmesse aus – den Roman »Paradox«. Er kam bald darauf nach Hause, und dort versackte er erst einmal in einem Stapel.
In der Zwischenzeit erschien der Roman als Taschenbuch bei Bastei-Lübbe, aber ich las irgendwann zu Beginn des Jahres 2016 den selbstpublizierten Band des Schriftstellers. Ich machte mir – wie immer – viele Notizen während der Lektüre und wollte alsbald eine Rezension schreiben. Warum ich das dann nicht tat, kann ich nicht einmal mehr sagen; es dauerte letztlich zwei Jahre, bis ich die Rezension verfasste.
Dabei habe ich den Autor und sein Werk streckenweise richtig gut in Erinnerung. Die Geschichte, die er zu erzählen hat, ist die vom Vorstoß der Menschen an die Grenzen des bekannten Universums – in diesem Fall bis an die äußeren Sphären unseres Sonnensystems. Dort sind nämlich Sonden verschwunden, und nun soll ein Raumschiff mit seiner Besatzung dorthin fliegen.
Aus Sicht von zwei sehr unterschiedlichen Charakteren – ein Wissenschaftler und ein militärisch denkender Raumfahrer – erzählt Peterson eine Geschichte, die anfangs sehr unterhaltsam ist, die einen sehr langen und für zähen Mittelteil hat und am Ende mit einer Reihe von großen Überraschungen aufwartet.
Streckenweise hätte ich mir gewünscht, dass ein Lektor dem Autor dabei geholfen hätte, den Roman besser zu strukturieren. (Man hätte beispielsweise die einzelnen Szenen »schichten« können, und schon wäre alles viel spannender gewesen.) Vor allem im mittleren Teil gab es für meinen Geschmack sehr viele Längen. Ich bin allerdings sicher, dass sich viele Leser über den exakt beschriebene Arbeit an Bord des Raumschiffes und die detaillierten Vorbereitungen zum ersten Raumflug sehr freuen – ich war neugierig auf das Ende des Romans und war vor allem von den letzten hundert Seiten sehr beeindruckt.
Ich halte Phillip P. Peterson für einen guten Autor, und ich halte auch »Paradox« für einen guten Roman. Zu einem »sehr gut« fehlt einiges, aber das ist jetzt »Jammern auf hohem Niveau«. Wenn man technische Beschreibungen mag, dürfte der Roman super sein. Aber auch darüber hinaus ist er trotz seiner Längen sehr unterhaltsam und bietet genügend glaubhafte sowie spannende Schilderungen.
Wer Science Fiction »aus deutschen Landen« lesen mag, die wissenschaftliche Fakten mit einer kosmischen Vision verbindet, sollte »Paradox« zumindest mal antesten. Wer aber mit technischer Science Fiction seine Probleme hat, sollte die Finger von dem Buch lassen.
Sali, Klaus.
AntwortenLöschenGut möglich, dass die Taschenbuch-Ausgabe dann das notwendige Lektorat erhielt.
Der Wissenschaftler. Der Militär. Eine Expedition ins rätselhaft Unbekannte. Details zum Raumflug hin zum Ziel. Entdeckungen, schließlich. Die Elemente erinnern gut an so manchen SF-Roman aus DDR-Zeiten.
bonté