Ich habe Volker Strübing noch nie live gesehen. Der Mann ist vor allem auf Lesebühnen und bei irgendwelchen Festivals unterwegs, bei denen er auftritt und seine Texte zum Besten gibt. Mit der Bemerkung »Du liest doch auch mal etwas Witziges« bekam ich sein Buch »Ein Ziegelstein für Dörte« in die Hand gedrückt.
Streng genommen ist es kein Buch: Es ist eine Sammlung mit Kurzgeschichten, dazu gibt es eine CD, die allerlei Hörbeispiele enthält. Und ich stelle fest: Der Mann ist auf der Bühne sicher eine Wucht; hat man die CD gehört, lesen sich die Kurzgeschichten ganz anders.
Strübing macht das, was viele Kabarettisten machen: Er erzählt aus seinem angeblichen Leben, nimmt also Dinge aus der Wirklichkeit und verfremdet sie. Das ist zum Schreien komisch, wenn er beispielsweise von einer Bahnfahrt berichtet, die er durch allerlei Skurrilitäten bereichert, oder wenn er von seiner Vorliebe für »Fleischsalat« erzählt.
Nicht alle Witze funktionieren, manche sind vor allem nur live wirklich gut. Zum Selbstlesen taugen seine Vorlesetexte auch: Ich las das Buch nicht am Stück, sondern nahm mir immer mal wieder eine seiner Kurzgeschichten vor.
Fast schon Phantastik-Charakter hat dabei der Text-Zyklus »Ein deutsches Leben«, der mit »Treibgut auf dem Meer der Einsamkeit (1971 – 84)« beginnt und sich bis in die aktuelle Zeit erstreckt. Immerhin war seine Kindheit sehr traurig und bestand »aus feuchten Wänden und trocken Brot«. Entsprechend abstrus lesen sich die weiteren Texte aus seinem fiktiven Leben.
Der Humor ist schwarz, manchmal ein wenig daneben, nicht immer politisch korrekt, meist aber mit einem gelungenen Blick auf allzumenschliche Probleme. Ich habe das Buch sehr gern gelesen, glaube aber, dass der Autor vor allem live überzeugt.
(Wer einen Vergleich sucht: Die »Känguru«-Bücher von Mark-Uwe Kling sind vor allem dann klasse, wenn man den Autor einmal live gesehen hat, funktionieren aber darüber hinaus ebenfalls sehr gut. Die Strübing-Texte sind nicht so gut, machen aber ebenfalls Spaß.)
Deutschsprachiger Humor also, mehr Comedy als Kabarett, nicht unbedingt tagespolitisch, sondern eher »alltagskulturell« – Volker Strübing werde ich mir merken. (Das Buch »Ein Ziegelstein für Dörte« erschien als Taschenbuch plus CD im Verlag Voland & Quist.)
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