21 Februar 2018

Jammerlappenlyrik im Radio

Ich stand im Stau, das Radio lief – ich wollte wissen, was los ist, und hatte den Südwestrundfunk eingeschaltet. Ein deutscher Sänger wurde gespielt, ich horchte auf. Und weil ich eh nichts anderes zu tun hatte, achtete ich auf den Text.

Es war das Lied »Nicht so schnell«, der Sänger war Max Giesinger. Auf diese Weise bekam ich endlich einmal mit, um wen es sich da handelt – den Namen kannte ich natürlich schon.

Ich war einigermaßen entsetzt. Der Mann gehört zu den Heulbojen, die neuerdings diesen modernen Jammerlappen-Pop machen, der die Radiokanäle verstopft. Man nennt das anspruchsvoll, es gilt als modern und wird auch von trendig aussehenden Leuten gehört.

Über die Musik mache ich mich nicht zu laut lustig; das ist Geschmackssache. Absurd sind allerdings die Texte, deren Inhalt sich nicht grundsätzlich von einem Schlager der 70er-Jahre unterscheidet.

Damals aber stimmten die Reime; heute sind die eher peinlich bis holperig. Okay, dass sich »erträglich« auf »ewig« reimt, damit komme ich klar. Auch »fragt« und »gedacht« funktionieren bei entsprechender Sprachfärbung.

Aber der Refrain ... Da wird dann»du bist nicht mehr da« auf »immer langsamer« gereimt. Und andere ähnliche Reime. Himmel hilf!

Ich war froh, als der Stau sich auflöste und ich weiterfahren konnte. Ich war froh, das Gejammer und die gestammelten Reime nicht mehr hören zu müssen. Und ich gelobe, künftig nicht mehr über schlecht gereimten Deutschpunk zu lästern. Zumindest nicht mehr so laut.

1 Kommentar:

  1. Servus, Klaus.
    Das Holper-Versmaß mancher "Ich-bin-so-platt"-Texte ist nicht einmal das Problem, denke ich. Es gibt Radiosender deren Selbstverständnis sich einem bereits wie Mehltau aufs Gemüt tackert.
    Die monoton, uninspirierte Musikauswahl wirkt da glücklicherweise nur sedierend. Schlichtes Grausen kommt einem in den Sinn, wann immer die Leute an den Mikros ihre Moderationshülsen bemühen...inhaltlich geht das durch den Kellerboden.
    Von der gekünstelten "Gute-Laune-auf-Extasy" im Tonfall einmal ganz zu schweigen.
    Events werden abgefeiert, Celebreties werden abgefeiert, ernstere Themen, in nonchalanter Beiläufigkeit, durchgenudelt.
    Dafür Eigenmarketing & Selbstbeweihräucherung (Rita aus Rottweil findet den Sender s u p e r!) alle Viertelstunde.
    Den Wichtigtuer nach dem Verkehrsfunk nicht zu vergessen..."Ja, der Tom hier. An der L851, Richtung Metzgersbeil, liegt eine verendete Schneewehe im Straßengraben...".

    Radio ohne Lebenszeichen.

    bonté

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