17 Januar 2018

Klassisch werben und sterben?

Hätte man mir vor zwanzig Jahren gesagt, dass ich freiwillig ein Sachbuch über Marketing lesen würde, hätte ich ihn ausgelacht. Marketing, das war für »die anderen«; als Redakteur interessierte ich mich für Inhalte und nicht deren Vermarktung. Da zog ich eine eindeutige Trennlinie.

Aber das Buch »Digitale Marketing-Evolution« bekam ich geschenkt, und mich interessierte der Inhalt tatsächlich. Übrigens auch wegen des Untertitels: »Wer klassisch wirbt, stirbt« – wenngleich ich von dem ganzen Marketing-Kram nicht viel weiß, ist mir klar, dass die bisherigen Gesetze teilweise einfach nicht mehr gelten.

Heute genügt es nicht mehr, Plakatwände mit irgendwelchem Papier zu bekleben, wenn Millionen von Menschen lieber auf das Display ihres Smartphones gucken und einfach keine Augen mehr für die Plakatwand haben. Ob digitale Werbung allein aber genügt, das konnte bislang keiner beantworten. Warum sonst machen Internet-Seiten, mit denen viel Geld verdient wird, immer noch aufwendige Werbung im Fernsehen?

Das Buch der Autoren Felix und Klaus Holzapfel, Sarah Petifourt und Patrick Dörfler ist dabei teilweise hilfreich. Wer sich noch nie mit digitalem Marketing beschäftigt hat, findet viele interessante Dinge – ich kenne Medienunternehmen, in denen die entscheidenden Personen häufig nicht einmal wissen, was Facebook und Twitter eigentlich sind.

Wer sich allerdings schon lange mit digitalen Themen beschäftigt, wird in dem Sachbuch nicht viele neue Dinge finden. Dass man heutzutage Social Media braucht, sollte langsam jeder verstanden haben. Und dieses »neumodische Internet« wird so schnell nicht mehr weggehen.

Das Problem bei Sachbüchern wie diesem ist: Sie versprechen viel, sie geben aber nicht genug. Nach der Lektüre hatte ich bei vielen Punkten das Gefühl, bereits bekannte Thesen auf großzügig bedruckten Seiten gelesen zu haben. Gleichzeitig fehlten mir Punkte, mit denen ich wirklich hätte arbeiten können.

Marketing hat viel mit Show zu tun, das war schon immer so. Das Buch macht keine Ausnahme: Sein Titel ist die Show, und leider kommt dahinter nicht so viel nach. Schade eigentlich. (Wobei ich sicher bin, dass es haufenweise »Entscheider« gibt, denen schon hülfe, wenn sie nur das wüssten, was in diesem Buch steht.)

1 Kommentar:

  1. Sali, Klaus.
    Marketing hat viel mit Bling-Bling zu tun, weswegen die fehlende Tiefe (bei immerhin vier Autoren) nicht sonderlich verwundert. Tips zum Atmen für Fortgeschrittene, in etwa.

    bonté

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