Noch auf der Buchmesse führte ich ein Gespräch mit einem Kollegen, der bei der Bastei-Lübbe AG arbeitet. Er erzählte mir von Streaming und von den entsprechenden Erfolgen in diesem Bereich; kein Anzeichen von Krise. Am Dienstag, 7. November, gab die Aktiengesellschaft bekannt, dass »die mit hohem finanziellen Aufwand entwickelte Streaming-Plattform für Leseinhalte oolipo die erwarteten und notwendigen Nutzerzahlen bislang bei Weitem nicht erreicht hat«.
Bekanntlich wurde die Plattform im März 2017 gestartet, nachdem man sie schon 2015 angekündigt hatte. Man wolte vor allem Serien über »ein eigenes Tool« veröffentlichen. Im Zentrum stand das Streaming, weil man darin einen echten Wachstumsmarkt sah. Bis 2019 wollte man weltweit rund zwei Millionen Nutzer erreichen.
Davon ist jetzt keine Rede mehr. Lübbe spricht klar davon, dass man die Nutzerzahlen nicht erreichen konnte. Des weiteren gibt man bekannt, dass man keine neuen Investoren gefunden hat. Man wolle nun »keine weiteren Mittel in das Projekt« stecken und es »außerplanmäßig« abschreiben. Die Presseerklärung spricht von einer Belastung von drei Millionen Euro.
Spannend ist eine weitere Aussage: Der neue Vorstandsvorsitzende Carel Halff – der Mann, der Weltbild groß machte – möchte »die strategische Ausrichtung des Konzerns insgesamt detailliert auf operative Chancen und Risiken hin analysieren«. Was das heißt, wird man in den nächsten Wochen und Monaten erfahren.
Ich bin nicht sicher, wie ich das alles einzuschätzen habe. Die Entwicklung bei Lübbe beobachte ich sowohl privat als auch beruflich mit großem Interesse. Man versucht, neue Wege zu gehen, was in einer sich ändernden Welt sicher nicht schlecht ist. Neue Impulse sind wichtig. Oftmals kamen mir aber die Versprechungen und Äußerungen zu groß vor – bei Oolipo konnte ich mir nie so richtig vorstellen, dass dieses Konzept so einfach aufgehen würde.
Grundsätzlich ist die Idee richtig: Streaming ist ein Modell für die Buchbranche, mit dem sie künftig stärker arbeiten wird. Nein, mit dem sie arbeiten muss. Die Nutzer werden das erwarten.
Auch die Idee, verstärkt auf Serien zu setzen, ist gut. Sie passt zum Markenkern bei Bastei-Lübbe, der jahrzehntelang von Heftromanserien wie »Jerry Cotton« und »John Sinclair« geprägt worden ist; Serienleser sind zudem treue Leser.
Woran Oolipo letztlich gescheitert ist – wobei das Projekt ja nicht gestoppt wird, aber ... –, weiß ich nicht. Vielleicht lag es an der Qualität der gebotenen Produkte, vielleicht war das Marketing nicht gut genug? Wer hat als Endkunde in den vergangenen Monaten denn von der Plattform erfahren?
Ich hoffe nur, dass bei der Bastei Lübbe AG nicht der Sinn für Innovationen schwinden wird. Das wäre die falsche Reaktion ...
Moin.
AntwortenLöschenVielleicht liegt es daran, dass bisher kaum jemand von diesem Ollipopo gehört hat.
Zumindest in meinem Bekanntenkreis kennt das Teil niemand.
Ich habe auch erst davon gehört, als der Artikel über das Scheitern veröffentlicht wurde.