Hubert Strassl, wohnhaft in Linz, zählte zu den ersten Science-Fiction-Fans in Österreich, die sich den entstehenden fannischen Strukturen beschäftigten. Bereits in den fünfziger Jahren knüpfte er erste Kontakte, im Herbst 1961 wurde er aktives Mitglied in der »Linzer Gruppe« – und fünf Jahre später schrieb er das 18 Seiten umfassende Fanzine »Fan in Fan 1«.
Das Titelbild entsprach dem Humor der damaligen Zeit: Wer 1966 nackte Brüste – wenngleich nur angedeutet – auf das Titelbild einer Science-Fiction-Publikation hievte, bekam durchaus Ärger. Auf der Leinwand sind mit »Pioneer« und »FAN« übrigens die Titelbilder damals aktueller Publikationen zu sehen. Der darunter stehende Spruch ist ironisch zu verstehen: »Schluss mit den Sex-Zeichnungen in Fanzines!«
Hubert Strassl hielt zu diesem Zeitpunkt die ersten fünf Ausgaben der »Futuristischen Amateur-Nachrichten« in den Händen, eine Zusammenstellung von Ego-Fanzines verschiedener Fans. Er arbeitete sie komplett durch, las sie chronologisch und erstellte danach eine kunterbunte Zitatensammlung.
Das Interessante daran: Selbst wenn man sich gut mit der Fan-Szene der 60er-Jahre auskennt, versteht man nur Teile. Mitarbeiter waren Menschen wie der Autor Walter Ernsting – unter seinem Pseudonym Clark Darlton viel bekannter –, der spätere Herausgeber und Anthologist Franz Rottensteiner, der heutige »Jazzland«-Chef Axel Melhardt und viele andere.
»Darlton ist also ein Mann, der aus Lust am Fabulieren schreibt und außerdem gezwungen ist, von dieser Tätigkeit zu leben«, formulierte Walter Ernsting über sch selbst – zu einer Zeit übrigens, als die erfolgreiche Science-Fiction-Serie, für die ich heute arbeite, noch nicht gestartet worden war. Und Franz Rottensteiner schrieb schon damals über Science-Fiction-Vereine: »Die Clubs sind nicht nur überflüssig, nein, sie sind auch noch schädlich.«
Damals wurden heftige Auseinandersetzungen geführt: »Nur so viel möchte ich sagen: Hefte und Leihbücher sind die Publikationsformen der Sub-Literatur, des Kitsches und auch des Schundes.« Das schrieb Franz Rottensteiner, der in der Folge von anderen Fans wie Walter Ernsting stark angegriffen wurde.
Andere sahen die Fan-Szene eher ironisch: »Ich persönlich glaube, dass der deutsche Fan nur aus Pflichtgefühl für die deutsche Spießbürgerlichkeit zu Sex in Fanzines sein empörtes ›NEIN‹ donnert«, meinte Otto Volkert.
Das Schöne bei diesem Fanzine von Hubert Strassl ist für mich: Es wirft – weil es nur extrem auszugsweise zitiert – grelle Lichter auf eine Szenerie, die sich vor meiner Geburt abspielte. Und es macht mir klar, dass manche Diskussion mit anderen Namen und Begriffen auch heute geführt werden könnte.
Hi,
AntwortenLöschenkein Kommentar zum Veröfffentlichen ...
"»Darlton ist also ein Mann, der aus Lust am Fabulieren schreibt und außerdem gezwungen ist, von dieser Tätigkeit zu schreiben«, formulierte Walter Ernsting über sch selbst"
Der Satz stimmt nicht, oder? Wie hat Ernsting das denn in Echt formuliert? Oder stimmt es doch?
LG Alexandra
»zu leben« muss es heißen. Seufz.
AntwortenLöschenDanke für den Hinweis, muss ich wohl noch ändern.