Die Kunstmesse »UND« hat sich in Karlsruhe in den vergangenen Jahren ein schönes Profil erarbeitet. Sie präsentiert vor allem lokale Künstler, und sie weicht in immer wieder andere Gebäude aus. Im Sommer 2017 zeigte die »UND« in den Räumen der Dragonerkaserne viel Kunst – ich ging aber hin, weil ich lokale Bands sehen wollte.
Ich traf am Freitagabend, 21. Juli 2017, erst gegen halb elf Uhr abends ein. Es war schon nachts, es sah nach Gewitter aus, die Luft war drückend und schwül. Ich bezahlte meinen Eintritt, kaufte ein kühles Bier und schaute mich um.
Im Kleinen Saal im mittleren Stock lärmte eine Band, deren Namen ich nicht verstand und mitbekam. Irgendwie war es schon Hardcore, eher in der Art, wie ihn britische Bands ab 1985 spielten, eben der Sound überdimensionierter Staubsauger mit eher unartikuliertem Gebrüll. Ein Dutzend Leute saß auf dem Boden und schaute sich das an.
Ich kam an diesem Abend nicht damit klar und schlenderte durch die Räume, betrachtete Kunstwerke, trank Bier und sprach mit Leuten. Die Dragonerkaserne füllte sich immer mehr; Kunststudenten und Punks vermischten sich, und es entstand eine richtig nette Stimmung.
Kurz vor Mitternacht begann im Kleinen Saal dann Blutwurst. Die Band habe ich im Verlauf der Jahre schon oft gesehen; ich finde sie gut. Der Sänger machte seine Ansagen im breitesten Badisch, die Texte sang er in englisch, und musikalisch war das Ganze gediegener Punkrock mit Emo-Kante – anders kann ich es jetzt gar nicht beschreiben.
Gut fünfzig Leute waren im Saal, es herrschte angesichts der fürchterlichen Schwüle ein ständiges Kommen und Gehen. Weil direkt nebenan ein Wohngebiet war, mussten die Fenster offenbar geschlossen werden.
Konsequenterweise wurde am Ende eine Blutwurst zerbissen, das war dann für die Kunststudenten sicher so etwas wie »Eventkunst«. Ein schöner Auftritt der Band, die danach sehr erschöpft und verschwitzt wirkte.
Ich trieb mich auf den Fluren herum, trank Bier, ging in den Großen Saal, wo eine IndieRock-Band spielte, trank weiteres Bier und kam irgendwann wieder in den Großen Saal, wo im obersten Stockwerk dann kurz vor zwei Uhr noch die Coconuts auftreten. Gut 150 Leute fanden sich ein, alle sommerlich gekleidet, alle verschwitzt, viele angetrunken – die Coconuts sorgten mit flottem Surfsound tatsächlich dafür, dass einige tanzten.
Als ich sehr viel später das Gebäude verließ, war es immer noch warm. Dutzende junger Leute saßen im Hof auf dem Boden, tranken Bier, rauchten und unterhielten sich. Immer noch konnte man Kunstwerke anschauen – so kann ich mir auch eine Ausstellung gönnen ...
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