Seit die »Alte Hackerei« in Karlsruhe existiert, habe ich in den Räumen der »gepflegten Punkrock-Bar« so manches großartige Punk-Konzert gesehen. Bei der Zehn-Jahres-Party am Wochenende schaute ich immerhin am Freitagabend rein und ließ mir die volle Dröhnung geben; dabei fiel mir eine muntere Publikums-Wechslerei und einen ebenso muntere Punkrock-Zeitreise auf.
Den Reigen eröffneten Bambix: Was in den 90er-Jahren als Frauenpunkband angefangen hatte, war im Verlauf der Jahrzehnte längst zu einer Band geworden, bei dem die Sängerin mit männlichen Musikern die Bühnen entert; der Schlagzeuger stammt sowieso aus Köln und ist kein Holländer. Das ändert nichts daran, dass die Band immer noch gut ist.
Ich habe Bambix sicher ein Dutzendmal gesehen; an diesem Samstag fand ich die Band mal wieder richtig klasse: treibender Sound, knallige Melodien, auf den Punkt gesetzte Effekte. Auffallend war das Publikum: Vor der Bühne tummelten sich zu zwei Dritteln junge Frauen, die sich bestens amüsierten.
Bei der nächsten Band änderte sich das. Das Publikum tauschte sich praktisch aus und wurde älter, näherte sich eher meiner Alterskategorie. Na klar, Danger!Man aus Norwegen spielen im Prinzip einen Sound, der an die späten 80er-Jahre erinnert, also an die Zeit, in der sich die europäische Hardcore-Szene entwickelte. (Die Zeitreise ging also weiter zurück.)
Ich liebe die Band, seit ich sie vor einigen Jahren schon mal gesehen habe: knalliger Hardcore-Punk, der rasant nach vorne gebolzt wird, immer mal wieder melodiös wird, ohne ins Melodycore-Lalala abzurutschen. Das Schlagzeug leitete die Stücke echt ein, als wollte es das Publikum überfallen, dann setzte der Rest der Band ein, während das Publikum vor Begeisterung tobte. Großartig.
Am Ende war ich nassgeschwitzt und musste das T-Shirt erst mal wechseln. Ich laberte mit Bekannten, schaute mir die anderen Bereiche der Party an. Insgesamt waren wohl 500 Leute da, die Hälfte schaute sich aber gar nicht das Konzert an, sondern verbrachte den Abend mit dem Karaoke-Bus, mit Bier und Gesprächen.
Bei den Idiots war ich sehr skeptisch – ob das was werden würde? Ich hatte die Band zuletzt Ende der 80er-Jahre in Crailsheim gesehen und fand zuletzt diese Art von Deutschpunk zu metallisch und abgehackt.
Aber ganz klar: Wieder war das Publikum völlig anders, diesmal eher »nietenpunkig«, und mit der Zeitreise landete die »Hackerei« jetzt in den frühen 80er-Jahren. Der Sänger, der ja auch schon knapp sechzig sein müsste, präsentierte eine ziemlich abgefahrene Show mit wechselnder Verkleidung und schrägen Ansagen. Und die Musik war so ruppig und metallisch, wie ich sie befürchtet hatte – trotzdem fand ich die Band nach einiger Zeit doch gut.
Alles in allem ein sehr gelungener Abend, von dem ich erst sehr viel später nach Hause kam. Auf die nächsten zehn Jahre, liebe »Alte Hackerei«!
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