Ich kann mit einem großen Teil dessen, was als »moderne« Kultur verkauft wird, nichts anfangen.
Das mag daran liegen, dass ich zu blöd dafür bin – nicht schlimm! –, oder dass ich nicht zwanzig Semester lang Kulturwissenschaften oder sonst etwas studiert habe oder dass ich nicht so recht verstehe, warum Menschen aus der Unter- und Mittelklasse mit ihren Steuergeldern den verkopften Unfug finanzieren, den dann die obere Mittelklasse und Oberklasse in durch Steuergelder subventionierten Kulturtempeln begaffen.
Den aktuellen Vogel schießt derzeit für mich das Staatstheater Hannover ab; ich hätte es ja nicht mitbekommen, hätte ich es nicht via Twitter und Karl Nagel erfahren. Es kommt ein Theaterstück unter dem wunderbaren Titel »Chaostage – der Ausverkauf geht weiter!« auf die Bühne. Und praktisch jeder Satz in der Ankündigung wäre es wert, dass man ihn in ein Kabarettprogramm hievt.
Schön finde ich den hier: »Die Chaostage gingen in die Geschichte (der Stadt) ein, sie
entwickelten sich über die Jahre von einer reinen
Demonstrationsveranstaltung zu einem bis dato unbekannten
innerstädtischen Gewaltexzess.« Aha: Die Chaostage waren also zuerst eine Demonstration, dann wurden sie ein Gewaltexzess. Das können nur Leute schreiben, die »damals« weder dabei waren noch Zeitung lesen können.
Die Regisseurin ist aber so richtig toll: Sie nutzt die Chaostage »als
Absprungrampe, um heutige Aufstandsbewegungen unter die Lupe zu nehmen«.
Sie habe den Text des Stückes »generiert« – was hier offenbar so viel
wie »zusammengestückelt« heißt. Und sie stellt die unglaublich wichtige
Frage. »Ist Punk wirklich tot?«
In einem hat das Stück sicher recht: Der Ausverkauf einer ehemals jugendlichen Subkultur kann auch 2017 weitergehen. Das haben sich die Leute, die 1982, 1983, 1984, 1994, 1995, 1996 und 2000 von Polizisten krankenhausreif geprügelt worden oder ins Gefängnis gesteckt worden sind, sicher auch mal anders vorgestellt.
Wer's genau haben möchte – hier der Link zum Theater und den Chaostagen:
AntwortenLöschenhttp://www.staatstheater-hannover.de/schauspiel/index.php?m=585&f=03_werkdetail&ID_Vorstellungsart=0&ID_Stueck=1023&ID_Vorstellung=9564