Man kann nicht sagen, dass ich Waldemar Kumming besonders gut kannte. Wir haben uns im Verlauf von Jahrzehnten immer mal wieder getroffen und nie mehr als einige Sätze gewechselt. Als ich aber von seinem Tod erfuhr, war ich dennoch betroffen.
Waldemar war Jahrgang 1924, geboren am 31. Juli, also älter als mein Vater, eine Generation, die ihre prägenden Jugenderfahrungen im Dritten Reich und im Zweiten Weltkrieg gesammelt hat. Wie und warum er auf die Science Fiction kam, weiß ich nicht; es wäre eine spannende Frage gewesen, die ich ihm nie stellte.
Waldemar gehörte auf jeden Fall zu den allerersten Menschen in Deutschland, die sich für diese neue Literaturgattung so begeisterten, dass sie damit anfingen, aktiv zu werden. Er schrieb für Fanzines, er reiste auf Veranstaltungen, er war im Science-Fiction-Club Deutschland aktiv. Das alles machte er zu einer Zeit, in der das noch nicht sehr angesagt war ...
Ich habe viele Ausgaben seines Fanzines »Munich Round Up« gelesen. Er machte es nicht allein, aber er war derjenige, der die Kontinuität über Jahrzehnte hinweg sicherte. Schon in den frühen Jahren seiner Fanzine-Arbeit hatte »MRU«, wie das Blatt aus München genannt wurde, eine ausgesprochen satirische Seite; das behielt er bei.
Gern berichtete er über Cons. Zu Zeiten, in denen Deutsche im Ausland noch eher argwöhnisch betrachtet wurden – kein Wunder nach den Greueln des vergangenen Krieges – fuhren Fans wie Waldemar auf internationale Fan-Veranstaltungen. Sie besuchten in den fünfziger Jahren beispielsweise Cons in England, und sie reisten im VW-Käfer sowie auf dem Landweg- und Seeweg dahin.
Ich hatte immer großen Respekt vor Waldemar und seiner Lebensleistung als Fan, als Organisator, als Fanzinemacher. So lange war er so aktiv – das ist sehr beeindruckend. Er starb am 5. April 2017, ich erfuhr es erst Wochen danach. In den nächsten Monaten, das habe ich mir vorgenommen, werde ich immer mal wieder in alten »MRU«-Ausgaben blättern.
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