Dass die Bürger in Frankreich die sozialen Kürzungen und sonstigen Grausamkeiten, die ihre Regierung derzeit auf sie herunterprasseln lässt, nicht einfach so hinnehmen, ist allgemein bekannt. Einen Eindruck davon bekam ich am Donnerstag, 31. März 2016, in Dijon: Aus verschiedenen Richtungen strömten die Demonstranten auf den zentralen Place de la Liberation.
Rote Fahnen wehten, Sprechchöre dröhnten durch die Straßen. Transportarbeiter trugen ihre gelben und roten Warnwesten, Bürger liefen dazwischen, einige in Anzügen, dazwischen vereinzelte Leute, die ich dem autonomen Spektrum zugezählt hätte. Es waren sicher Tausende von Menschen, die sich auf dem Platz versammelten, keine fünfzig Meter von der Wohnung entfernt, in der wir eine Woche lang gelebt hatten.
Eindrucksvoll war eine Demonstration von Schülern, einige hundert waren es sicher. Sie kamen als ein Pulk durch eine der Nebenstraßen, Transparente und Plakate in der Hand. Ihre Slogans hallten zwischen den alten Häusern der Stadt wieder, sie wirkten machtvoll und mutig.
In den Seitenstraßen sah ich wenig Polizei. Vereinzelt standen Männer herum, die mir auf einige Schritt Entfernung so vorkamen, als seien sie schlecht getarnte Zivilpolizisten; es blieb alles sehr ruhig. (Erst später schien es ein wenig gekracht zu haben.)
Ich wurde irgendwann ein wenig nervös. Letztlich richtete sich auch diese Demonstration nicht nur gegen ein einzelnes Regierungsprojekt, sondern gegen die Sparpolitik, die unter anderem von Deutschland vorangetrieben wurde. Und da wäre ein deutsches Auto, das direkt bei dem Platz um die Ecke parkte, vielleicht gar nicht so sicher gewesen. Ich war dann tatsächlich ganz froh, als wir die Stadt verließen ...
Direkt-Link zu einem Bild, das einen der Demonstrationszüge zeigt:
AntwortenLöschenhttp://s-www.bienpublic.com/images/092DC510-D9CE-401B-941F-A1F918A83F6C/LBP_v1_02/la-manifestation-de-jeudi-a-dijon-photo-r-a-1459506117.jpg
Salut, Klaus.
AntwortenLöschenAnmerkenswert, daß Dich hier ein "Stellvertreter"-Unbehagen eingefangen hat; denn sollte nicht eine engagierte Linke Frankreichs zu Differenzierungen fähig sein!? Jenseits des Rheins zu leben bedeutet ja nicht, daß wir alle Wolfgang/Lothar oder Angela/Ursula sind.
bonté