Was passiert, wenn Superhelden altern? Wenn sie krank werden, alt und schwach? Der geniale Comic »Watchmen« gab in den 80er-Jahren eine Antwort darauf, die bis heute nachwirkt und wegweisend ist. »End Of Days« macht etwas ähnliches mit der Figur des Superhelden Daredevil – dabei entstand ein eindrucksvolles und vielschichtiges Werk.
In deutscher Sprache sind die acht Hefte als schön gestaltetes Paperback im Rahmen der Reihe »100% Marvel« bei Panini Deutschland erschienen. Der Titel hierzulande lautet konsequenterweise »Das Ende aller Tage«. Neben der Hauptgeschichte hat der Verlag einen schönen Anhang spendiert, in dem sich unter anderem eine Galerie mit den Variant-Covern befindet, dazu kommen einige Skizzen bekannter Künstler.
Die Geschichte beginnt mit einem brutalen Kampf, an dessen Ende Daredevil auch stirbt Der legendäre Superheld, der durch seinen roten Anzug und seine elegante Art, gegen Bösewichte zu kämpfen, bekannt geworden ist, liegt als zerschlagene Leiche auf dem Asphalt von New York. Der Reporter Ben Urich, früher einmal sein bester Freund, möchte eine Geschichte über ihn schreiben, bohrt in der Vergangenheit und stößt auf seltsame Hintergründe.
Man muss die gesamte »Daredevil«-Geschichte nicht kennen, um diesen Comic zu verstehen. Die Eckpunkte wiederhole ich kurz: Matt Murdock ist ein blinder Rechtsanwalt, der allerdings übernatürliche Kräfte besitzt. In der roten Kluft des Superhelden Daredevil kämpft er nachts gegen allerlei Bösewichte und hat vor allem das Stadtviertel Hell's Kirchen zu seinem persönlichen Schutzraum erwählt.
Nach dem Tod des Superhelden stellt der Journalist fest, wie sehr sich die Welt verändert hat. Ehemalige Weggefährten sind tot, andere sind längst »bürgerlich« geworden und ziehen ihre Kinder groß. Und während er sucht und stöbert, merkt Urich, wie sehr er selbst entfernt ist von seinem früheren Leben.
»Das Ende aller Tage« ist ein trauriger Comic. Bei aller Action geht es um tiefe Gefühle, um verletzte Menschen und um versäumte Chancen. Erst gegen Ende gibt es die Andeutung eines »Happy-Ends«, und selbst das ist nur eingeschränkt.
Brian Michael Bendis und David Mack schrieben die Story, die ich eindrucksvoll und spannend fand, zutiefst emotional und trotzdem mitreißend. Mein Vergleich mit den »Watchmen« drängte sich bei der Lektüre auf – denn auch hier geht es um einen Rückblick, auf die »alte Zeit« eines Superhelden und eine neue Zeit, die vielleicht keinen Sinn mehr für kostümierte Verbrecherjäger hat.
Künstlerisch sind die acht Comic-Hefte ebenfalls außergewöhnlich. Altmeister wie Klaus Janson oder Bill Sienkiewicz sowie eher neue Künstler wie Alex Maleev und David Mack zeichneten die Geschichten; manchmal wechselt die Stilrichtung mitten im Comic. Vor allem Sienkiewicz ist für die Rückblicke zuständig, bringt mit seinem aquarellhaften und zugleich brüchigen Stil eine besondere Sichtweise ein.
Das fand ich richtig toll: kein effekthascherischer Comic, sondern einer, der intensiv erzählt und seine Figur leiden lässt. Man muss kein »Daredevil«-Fan sein, um diese Geschichte zu mögen. Ich fand sie brillant!
Das Paperback von »Das Ende aller Tage« ist richtig schön gestaltet, es ist 208 Seiten stark und kostet 19,99 Euro. Brandneu ist der Comic nicht mehr, er kam bereits zu Beginn des Jahres 2014 in den Handel. Aber ich empfehle ihn immer noch gern. Man bekommt ihn nach wie vor direkt bei Panini Deutschland.
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