Die Neue Zürcher Zeitung schreibt einen durchaus kritischen Artikel zu der Art und Weise, wie die Berichterstattung in Deutschland während der sogenannten Flüchtlingskrise gelaufen ist und immer noch läuft. Die Medien hätten »die kritische Distanz verloren«, ihre Arveit sei zur »Kampagne« geraten. (Ein wenig unverständlich bleibt das schon: Jahrelang lief die Kampagne gegen Flüchtlinge, gegen sogenannte Asylanten – und das war offenbar absolut in Ordnung, das war anscheinend keine »Kampagne«.)
Lesenswert ist der Artikel. Die NZZ ist nicht als Hort des »Linken« bekannt, sondern hatte schon immer einen kritisch-konservativen Blick auf die Welt. Diesen paarte sie stets mit einem klaren Blick für journalistische Normen, weshalb ich das Blatt immer wieder gern las. Man muss ja, wenn man Zeitung liest, nicht immer die eigene Weltsicht bestätigt bekommen.
Noch lesenswerter sind die Kommentare, bei denen es mir die Spucke verschlägt. Ich habe nicht alle gelesen, dazu fehlen mir Zeit, Lust und Muße. Was aber auffiel: Kaum einer war rechtsradikal, kaum einer kam aus der dumpfbraunen Ecke. Aber es herrschte eine Einstellung vor, die mir geradezu Angst einjagt: Man freute sich über den NZZ-Artikel, weil er endlich Klarheit herstelle.
»Der Firnis gereifter demokratischer Zivilität ist offenbar hauchdünn in Deutschland«, schreibt ein offensichtlich gebildeter Leser. was er meint, macht er mit einem anderen Fremdwortsatz klar: »Der Klumpfuss infantil-totalitärer Herrsch- und Subordinationssucht scheint wieder unter entsprechenden Gewandungen hervorzulugen.« Was er meint: In Deutschland herrscht eine gleichgeschaltete Presse vor, die jedem vorschreibt, »pro Flüchtlinge« zu schreiben.
Weniger fremdwortgeplagt dann diese Aussage: »Diese weich gespülte Presse, war ja nicht zum aushalten, man glaubte sich schon fast in einem anderen Land.« Und das wird dann natürlich mit dem generellen Angriff auf alle garniert, die sich für Flüchtlinge und ihre Rechte aussprechen: »Diese Gutmenschen hatten alles im Griff, garantiert kommen sie auch nicht aus der hart arbeiteten Klasse.«
Auch schön: »Dass man wegen abweichender Meinungen in Deutschland einmal wieder ausgegrenzt wird und gar Angst um seinen Job haben muss, ist eine traurige Entwicklung.« Soweit ich weiß, hat unter anderem ein Busfahrer seinen Job verloren, der ein »Thor Steinar«-Shirt trug, als er abgewiesene Asylbewerber zum Abschiebeflughafen Baden Airport fuhr. Wer sich kritisch zum Thema Zuwanderung äußert, muss in meiner Welt bislang nichts befürchten, sondern kann in den regierenden Parteien bis an die Spitze kommen.
Wir leben in einem seltsamen Land. Die Mehrheit fühlt sich als Minderheit, viele scheinen sich unterdrückt vom Meinungs-Terror. Da kommen dann Aussagen heraus wie diese: »Ich bin ehrlich zutiefst erschüttert über die groß angelegte Zensur in den deutschen Medien!«
Die NZZ hat einen Artikel geliefert, dem ich nicht hundertprozentig zustimmen würde, der aber in sich verständlich und nachvollziehbar argumentiert. Das kann man diskutieren, man kann es gut finden und ablehnen. Was aber die meisten Kommentaren schreiben, ist ausuferndes Gejammer über eine angebliche Meinungs-Diktatur.
Wir sind schon seltsam, wir Deutschen.
Du zensierst doch auch, Frick.
AntwortenLöschenIch zensiere in der Tat – den üblichen rechtsradikalen Dreck, der sich auch bei mir in der Kommentarsparte findet, lösche ich kommentarlos.
AntwortenLöschenDen eben zitierten Dreck habe ich jetzt online gestellt. »Martina Müller« und andere Feiglinge, die sich hinter Decknamen verstecken, würden mir den Blog zuschmieren – so wie sie in den Sozialen Netzwerken immer mehr Seiten mit ihrem feigen rassistischen Dreck zuschmieren.