12 August 2015

Übersetzungsprobleme

Leider lässt sich ein Besuch in der Hauptpost kaum vermeiden; irgendwann muss man doch hin, steht in der Schlange, schwitzt vor sich hin und hat viel Zeit. So ging es mir am gestrigen Nachmittag. Und während ich noch überlegte, warum es vor mir so lange dauerte, konnte ich schon einem Dialog lauschen – zumindest der einen Hälfte davon.

Ein Mann mit schwarzer Hautfarbe stand am Schalter, dahinter eine Angestellte. Der Schwarze beugte sich immer wieder nach vorne und sprach in ruhigen Worten – so ruhig, dass ich davon nichts mitbekam. Er gab sich sichtlich Mühe, sich verständlich zu machen.

Die Dame sprach laut, so laut, dass ich es hören konnte. Und sie sprach Dialekt. Sie hatte ein waffenscheinpflichtiges Südpfälzisch auf der Pfanne, das nicht einmal in Karlsruhe jeder Einheimische verstehen dürfte. Außerhalb von Süddeutschland dürfte es so gut wie unverständlich sein.

Sie knallte dem armen Mann vor sich einen Satz nach dem anderen um die Ohren. »Sie müsse des so mache« ... »un donn mocht Ihne dös Amd e Bescheinigung« – mir fällt schon schwer, für den Dialekt eine halbwegs vernünftige Umschreibung zu finden.

Willkommenskultur in Deutschland fängt damit an, dass man versucht, so zu sprechen, dass man auch auf der anderen Rheinseite verstanden wird. Und wenn man es dann noch so hinkriegt, dass mutmaßliche »Ausländer« kapieren, was man so sagt, vermeidet man zuviele Worte ...

1 Kommentar:

  1. Sali, Klaus.
    Das andere Extrem dieser Kommunikations-Einstellung wäre dann wohl der Kunst-Sprech für Ausländer*. Da ist das bequeme Verharren am eigenen Sprach-Tellerrand fast schon höflich zu nennen - wenn auch nicht weniger gedankenlos.
    Wobei Du ja nicht in der örtlichen Dorffiliale warst, sondern der Hauptpost; wohin sich möglicherweise auch der international Touristen "verirren" könnte. Schriftdeutsch, in Gramatik & Aussprache, ist ja nicht so schwer zu beherzigen. wäre ja keine Fremdsprache...

    Immerhin war die Gute psychologisch geschult - einseitig. Die Lautstärke "Kasernenhof" soll die Warteschlange zur drohenden Kulisse des exponierten Kunden machen: "Faß dich kurz!"

    bonté


    * respektive solche, die man/frau dafür hält

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