23 Juni 2015

Das Kap von Blut und Sperma

Matthias Brandt ist einer jener deutschen Schauspieler, die ich als ruhig und gut zugleich betrachte. Er spielt den Kommissar im »Polizeiruf« ebenso klar und auf hohem Niveau wie einen schmierigen Politiker oder einen im Stress stehenden Familienvater. Dass der Mann auch als Sprecher für Hörbücher überzeugt, liegt eigentlich nahe. Seine Arbeit an »Blutiges Erwachen« hat mich prompt gepackt.

Bei dem Roman handelt es sich um einen Thriller, der in Kapstadt spielt, der Metropole im Süden von Südafrika. Es ist der zweite Roman, den Roger Smith veröffentlichte, und er stellt in einem rasanten, brutal erzählten Panorama dar, wie gesellschaftliche Probleme im ehemaligen Apartheid-System ausgetragen werden.

Die auf mehreren Erzählebenen ablaufende Handlung lässt sich nicht so einfach zusammenfassen; es gibt eine »weiße« und eine »schwarze« Handlungsebene, und so richtig nette Figuren gibt es praktisch keine. Der einzige Charakter, der mir sympathisch wurde, war Billy Afrika. Dabei handelt es sich um einen ehemaligen Polizisten und Irak-Söldner, der im Kapst
adt der Nullerjahre versucht, sein bisschen Korrektheit und Ehrlichkeit zu bewahren.

Ein weißer Waffenhändler schuldet ihm Geld – doch er wird offenbar bei einem Raubüberfall erschossen. Dass hinter dem Mord nicht die Diebe stecken, sondern die attraktive, blonde Ehefrau des Ermordeten, weiß zwar der Leser, das wissen aber nicht die anderen Personen, die in dem Roman und Hörbuch auftauchen.

Dann mischen sich örtliche Gangstergrößen, ein korrupter Polizist und einige andere eher fiese Gestalten ein. Was mit einem vergleichsweise harmlosen Überfall begonnen hat, entwickelt sich zu einem Alptraum für viele Beteiligten. Es kommt zu fiesen Morden, die Polizei ermittelt planlos, und nur Billy Afrika will weiterhin seinen korrekten Weg gehen.

Ich vermute, dass »Blutiges Erwachen« keine Lektüre ist, die man als »locker und einfach« bezeichnen würde. Die Geschichte ist blutig, sie wird rasant und mit schnellen Wendungen erzählt, sie steigert sich buchstäblich von Kapitel zu Kapitel.

Die Art und Weise, wie Matthias Brandt das alles vorliest, macht die Story allerdings noch knalliger. Sein Tonfall bleibt ruhig – wie man ihn als Schauspieler aus den bereits erwähnten Filmen kennt –, und in diesem gelassenen Ton erzählt er von grausigen Mordtaten, von Drogen, Gewalt und Hoffnungslosigkeit. Das hat mich echt gepackt! Bei diesem Hörbuch bin ich mir echt sicher, dass ich es noch mal hören werde.

»Blutiges Erwachen« überzeugt garantiert auch als gedruckter Roman. Das Hörbuch hat mich umgehauen.

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