Klammheimlich verändert sich im Jahr 2015 die Verlagslandschaft, und das wird Auswirkungen auf die Freunde und Freundinnen der phantastischen Literatur haben. Ich beginne mit dem aktuellsten Beispiel.
Seit dem 1. April ist der bisherige Verlag Harlequin Enterprises die HarperCollins Germany GmbH – damit ist der amerikanische Verlag HarperCollins offiziell direkt auf dem deutschen Markt tätig. Man wird verständlicherweise dann viele Genre-Titel nicht mehr lizenzieren, sondern sie direkt auf in den deutschsprachigen Markt bringen. Sowohl HarperCollins als auch Harlequin haben und hatten haufenweise Science Fiction und Fantasy im Programm.
Dasselbe gilt für Tor Books. Warum sollte dieser Verlag künftig seine SF- und Fantasy-Titel künftig weiterhin an deutsche Verlage lizenzieren, wenn man derzeit dabei ist, in Berlin eine eigenständige Tochtergesellschaft aufzuziehen?
Weitere Veränderungen: Der Piper-Verlag kündigt dieser Tage den Start einer eigenen Science-Fiction-Reihe an und beginnt unter anderem mit Autoren, die vorher bei anderen Verlagen unter Vertrag standen. Bei Droemer-Knaur hat die ehemalige Agentin Natalja Schmidt die Leitung im »phantastischen Bereich« übernommen.
Das Stühlerücken hat darüber hinaus die Kölner Verlage Bastei-Lübbe und Egmont-Lyx erfasst. Bei Verlagen wie Gmeiner, die bisher vor allem Krimis und Liebesromane veröffentlichten, kommen jetzt auf einmal E-Books mit Science-Fiction-Inhalten heraus.
Was schließen wir daraus? Phantastische Literatur ist nach wie vor ein Thema, auch und gerade in kritischen Zeiten. Wie sich das alles entwickelt, werde ich mit viel Interesse beäugen – ich finde das spannend.
Eine erfreuliche Entwicklung, wir leben in aufregenden Zeiten. Vor einem Jahr habe ich für die phantastisch noch einen (mit Statistiken untermauerten) Artikel verfasst, der aufzeigte, dass die großen Publikumsverlage (Heyne, Bastei/Luebbe, Blanvalet und Piper) ihre SF-Neuveröffentlichungen in den letzten fünf Jahren kontinuierlich (teilweise bis zu Unkenntlichkeit) zurückgefahren haben. Selbst Heyne. Das war eine frustrierende Erkenntnis (mal unabhängig davon, was in den Kleinverlagen und allgemeinen Reihen passiert). Als ich dann im September von dem Fischer-Deal erfahren habe, machte ich mir zwar Hoffnung, hätte aber nicht gedacht, dass so viel Bewegung in die Buchbranche bzw. die SF-Programme kommt.
AntwortenLöschenBei Piper bin ich noch skeptisch, Brandhorst, Stapledon, Peter Hamilton und eine Star-Wars-Parodie sind ja noch nicht die angekündigte Neuerfindung der SF, aber es zeigt, dass man (wahrscheinlich auch durch die schwächelnde Fantasy) wieder auf das Genre Science Fiction setzt, dass in den allgemeinen Reihen mit Titeln wie »Drohnenland« oder »Der Circle« sehr erfolgreich ist.
Servus, Klaus.
AntwortenLöschenWenn die angelsächsischen Verlags-Granden ihr hiesiges Geschäft in die eigene Hand nehmen, ist es wohl von Vorteil, wenn die deutschsprachigen Verlage eigene Autorenpflege betrieben haben.
Wäre aber auch schön wenn SF wieder als "Science Fiction" vermarktet würde - und nicht unter "Thriller" kaschiert.
bonté
Wird das eine Art "80er reloaded" ? Wäre ja Spitze !
AntwortenLöschenUnd bei den ganzen amerikanischen Verlagen : Werden dann auch amerikanische Originale über die deutschen Fillialen vertrieben ?
Eine sehr erfreuliche Entwicklung. Und auch außerhalb der Welt der gedruckten Wörter wendet man sich (erneut) vermehrt den klassischen SF-Themen zu.
AntwortenLöschenIm Filmbereich sind "Gravity" und "Interstellar" wie Bomben eingeschlagen - auf den Zug werden Produzenten ganz sicher aufspringen.
Beim Gaming war das "Weltraum-Setting" lange Jahre faktisch tot (bis auf wenige Evergreens wie "EVE"). Und nun kommen (bzw. kamen) mit "Elite Dangerous", "Star Citizen" und "No Man's Sky" gleich drei beeindruckende Titel auf den Markt.
Wo sind die Psychologen vom Dienst, die uns das erklären können? ;-) Ist die Welt da draußen gerade mal wieder so furchtbar?