09 Oktober 2014

Im Klo zu Frankfurt

Wie es mir sehr oft während einer Buchmesse geht, musste ich pinkeln. Ich eilte in die Toilette, ich stellte mich an ein Pissoir-Becken und verrichtete mein Geschäft. Neben mir stand ein Mann, der einen Kopf kleiner war als ich und an seinem Anzug als Verlagsangestellter zu erkennen war. Hinter uns waren die Kabinen, in denen weitere Männer ihre jeweiligen Geschäfte verrichteten.

Alles war normal. Rechts und links von mir pinkelten Männer, weiter entfernt wuschen sich andere Männer die Hände. Eine ganz normale Buchmesse, ein ganz normaler Donnerstag vormittag. Bis auf einmal die Geräusche ertönten ...

Sie kamen aus der Kabine, die direkt hinter mir war. Mein Kopf ruckte herum, auch der pinkelnde Mann neben mir zuckte zusammen, unsere Blicke trafen sich, und wir schauten uns einen peinlichen Augenblick lang an. Dann guckte jeder wieder nach unten.

Die Geräusche hinter uns klangen, als hätte man Hardcore-Techno der späten 90er-Jahre mit dem Grunzgesang irgendwelcher Grindcore-Bands der 80er-Jahre gekreuzt und durch einen Sequenzer gejagt. Das war alles durchaus abwechslungsreich, kam auf unterschiedliche Tonhöhen und jagte mir den Schauder des Entsetzens über den Rücken.

Dann hörten die Geräusche auf. Während ich langsam mit meiner eigenen Verrichtung zu Ende kam, ertönte hinter mir die Wasserspülung. Da ich neugierig geworden war, ließ ich mir gebührend Zeit. Aus dem Augenwinkel nahm ich wahr, wie ein Mann aus der Kabine kam, sich beim Gehen den Hosenladen zumachte und dann zu den Waschbecken spazierte. Er trug einen Anzug mit Krawatte, hatte einen Bart und wirkte ansonsten völlig normal.

Mein Nebenmann starrte mich an, während er ebenfalls seine Hose schloss. »An seiner Stelle hätte ich uns wenigstens noch eine Scham- und Schonfrist gegönnt.« Ich nickte nur.

1 Kommentar:

  1. Aha!
    Nicht nur sind die Brasilianer, wie im Vorjahr, das Gehör Abenteuer durchführen...
    Lacht

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