Noch vor einem Jahr hätte ich lauthals behauptet, in Europa werde es so schnell keinen großen Krieg mehr geben. Spätestens nach den Jugoslawienkriegen sollte die Europäische Union in der Lage sein, größere Auseinandersetzungen auf dem Halbkontinent zu verhindern. Derzeit bin ich nicht mehr so optimistisch.
Was in der gesamten Ukraine vor sich geht, vor allem in der sogenannten Ostukraine – und auch da nicht überall –, ist beängstigend. Noch beängstigender allerdings ist das Verhalten mancher Politiker und vor allem auch das durchaus heikle Vorgehen der Medien.
Ein Beispiel: die Tragödie des abgeschossenen Flugzeugs. Es ist nach wie vor nicht sicher, was genau passiert ist. Mit hoher Wahrscheinlichkeit waren es die sogenannten Separatisten, die nach allem, was man so hört, in erster Linie als eine Bande von Freischärlern und Gangstern agiert. Aber man weiß es nicht genau – ebensogut könnten irgendwelche Verbrecher in den Uniformen der ukrainischen Armee dahinterstecken.
Für die westlichen Medien und Politiker ist die Sache aber klar. Der böse Putin war's. Und während die einen noch mit Sanktionen drohen, rufen die anderen gleich nach dem Militär – und die russische Regierung warnt lauthals die Nato davor, ihre Truppen an ihre Grenzen zu schicken. Und schon haben wir eine Situation, die man vor einem Vierteljahrhundert noch als Kalten Krieg bezeichnet hätte.
Das Problem: Den Separatisten traue ich so ziemlich jedes Verbrechen zu, nach allem, was man sich aus den gefilterten und ungefilterten Nachrichten als Weltbild zusammensetzen kann. Der ukrainischen Regierung, in deren Reihen sich sehr wohl Rechtsradikale befinden, glaube ich allerdings auch keinen Millimeter weit. Dass die russische und amerikanische Regierung ihre eigenen Spielchen betreiben, leuchtet ebenfalls ein.
Es sind noch so viele Fragen offen, die mit dem »Regierungswechsel« in Kiew zusammenhängen. Wer hat die hundert Menschen auf dem Maidan erschossen? Wer ist für das grausige Feuer mit zahlreichen Toten in Odessa verantwortlich? Das scheint derzeit niemanden mehr zu interessieren.
Und so sitze ich da, gucke und lese Nachrichten und bekomme mit, wie ein ganzes Land in einen fiesen Bürgerkrieg steuert, während die Nachbarn nicht unbedingt verhandeln, sondern eher mit dem Säbel rasseln. Da ist mir die – wie immer – sehr zögerliche und zurückhaltende Kanzlerin ausnahmsweise sehr recht ...
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