Am 23. März 2006 wurde der Schriftsteller und Maler Wolfgang Altendorf stolze 85 Jahre alt – ich gratulierte ihm mit einem persönlichen Schreiben. In den frühen 80er-Jahren hatte er mich in gewisser Weise beeinflusst: nicht unbedingt stilistisch, aber durch seine Art: ein Querkopf, der sich schon während des Zweiten Weltkriegs nicht an die Regeln gehalten hatte (womit er ein Weindorf in der Pfalz vor der Vernichtung bewahrte), ein Autor, der seine Gedichte und Texte selbst veröffentlichte, ein Künstler, der einen sehr eigenwilligen Stil hatte.
Ich war zwei-, dreimal zu Besuch in seinem Haus, das in einem Nachbardorf stand. Damals fuhr ich mit dem Rad hin, ein Jugendlicher, der seine ersten Gehversuche als Amateurautor und Fanzine-Herausgeber wagte. Altendorf behandelte mich nicht als Jugendlichen, sondern sehr korrekt und gleichberechtigt, er war großzügig (die Weine ...) und stellte mir viele Leute vor.
Seine Antwort auf meinen Geburtstagsgruß bestand aus einem doppelseitig kopierten Blatt: Auf der einen Seite befanden sich zwei Sonette, auf der anderen Seite eine Grafik. Dazu kamen zwei handschriftliche Sätze und eine Unterschrift. Ich freute mich sehr darüber.
Ein halbes Jahr später starb der Künstler und Autor bereits. Das doppelseitige Blatt und die zwei Sätze sind seitdem eine meiner letzten Erinnerungen an ihn – ich fand sie dieser Tage, und ich werde sie in Ehren halten.
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