DBC Pierre gilt seit einigen Jahren als neuer und interessanter Autor der englischsprachigen Literaturszene – das machte mich neugierig. Zuletzt las ich seinen Roman »Das Buch Gabriel«, nach dessen Lektüre ich mir vornahm, mir auch die anderen Bücher des Schriftstellers zu besorgen. Der Mann kann verdammt gut schreiben, er hat eine ziemlich kranke Phantasie, und sein Roman frisst sich einem wirklich ins Hirn.
Held des Romans ist ein gewisser Gabriel Brockwell – deshalb auch der seltsam klingende Titel der deutschen Ausgabe. Gabriel möchte eigentlich Selbstmord begehen, doch auf dem Weg zu dieser Tat muss er eine Reihe von bizarren Aufgaben erledigen, die ihn am Ende zum stillgelegten Fluggelände von Berlin-Tempelhof bringen.
Eigentlich will sich Gabriel bereits in Tokio umbringen, doch dummerweise vergiftet sein Freund Smut einen japanischen Gangster und steckt nun in massiven Nöten. Gabriel bricht zu einer wahnwitzigen Reise nach Berlin auf, in deren Verlauf er versucht, die perfekte Orgie zu organisieren – ausgerechnet in den uralten Hallen von Tempelhof.
Was sich nach einem klar definierten Plot anhört, wird in »Das Buch Gabriel« zu einer Abfolge von irrwitzigen Szenen und unglaublichen Abschweifungen. Die Handlung springt hin und her, mal in die Vergangenheit, dann in die Theorie der Ausschweifung, dann in eine mögliche Zukunft.
Ganz nebenbei entsteht ein ziemlich geniales Berlin-Porträt, das mich überrascht: Offensichtlich muss man in Australien geboren und in Mexiko aufgewachsen sein, um Deutschlands einzige Metropole vernünftig – also recht schräg – zu charakterisieren.
Ich habe DBC Pierre noch nie im Original gelesen, werde es wohl auch nie tun. Nach Lektüre von »Das Buch Gabriel« habe ich größtmöglichen Respekt vor der Übersetzerin, die den komplexen Stil mit all seinen Nebensätzen und schwierigen Satzkaskaden in ein krasses Deutsch übertragen hat.
Der Roman ist cool, er dürfte nicht jedermanns Geschmack sein, und ich las ihn nicht gerade im Hauruck-Tempo durch. Mal wirkt er wie eine Krimi-Klamotte, dann wieder wie ein hochliterarisches Experiment – immer aber ist er an der Grenze zwischen genial und durchgedreht.
Völlig bescheuert an diesem Buch ist allerdings die Tatsache, dass die Hardcover-Ausgabe, die ich gelesen habe und die man noch gut im Secondhand-Geschäft finden kann, eigentlich verlagsvergriffen ist – klar, Eichborn ist pleitegegangen und wurde an Lübbe verkauft –, es keine Taschenbuchversion gibt und das E-Book derart teuer ist, dass es einem die Sprache verschlägt.
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