Traditionell ist der zweite Tag eines Autorenseminars für mich am anstrengendsten: Der Samstag ist elend lang, weil wir morgens um neun Uhr anfangen und nach halb zehn Uhr abends offiziell aufhören – dazwischen betreibe ich Textkritik und Textkritik und Textkritik. Da heißt es, einigermaßen konzentriert und wach zur Sache zu gehen ...
Am heutigen Samstag ging es mit dem Durchsprechen von Kurzgeschichten weiter, die von den Teilnehmern eingereicht worden waren. Darüber hinaus stellten wir die ersten Textaufgaben: eine exrem knappe und zwei eher ausführliche.
Alle Texte, die dabei entstanden, wurden von uns zusammen mit den Teilnehmern gleich durchgesprochen. Was ich immer wieder feststelle: Beim konzentrierten Durcharbeiten solcher Texte wird klar, wie gut es manchmal ist, wenn Autoren unter Druck arbeiten. Sie verlieren sich dann nicht in Details, die bleiben konzentriert an ihrem Text. (Auf Dauer geht das natürlich nicht gut, aber das leuchtet ja ein ...)
Nach dem Arbeiten kommt das Bier. Traditionell enden die Abende in Wolfenbüttel erst am Morgen: Wir sitzen zusammen, trinken Bier und Wein und sprechen über alle möglichen Themen. Das gemeinsame Herumsitzen und Reden gehört zu den Schwerpunkten eines solchen Seminars, auch wenn beide Tätigkeiten nicht im Programm verzeichnet sind.
Lieber Klaus,
AntwortenLöschendas mit den Schwerpunkten hast Du gut gesagt - es ist tatsächlich immer wieder so, dass man nicht da ruasgeht, und das gute Gefühl hat, etwas gelernt zu haben, weil "ich nun weiß, dass der erste Satz spannend sein muss" ... oder "das Komma da weg muss" (das ist eh kein Thema) ... sondern weil man ganz einfach ein Gefühl dafür bekommt, wo man selbst steht.
Man lernt, sich selbst, seinen eigenen Text, kritischer zu sehen. #
Das mit dem Text ... lernt man eben am Tag, nach dem Programm, und das sehr gut. Das Konzept der gemeinsamen und somit vielfältigen Kritik ist einfach gut.
... tja, und das mit dem Thema "Kritik an sich selbst" ... genau das wird dann so das Thema beim Bier.
Wer da beim Zuhören merkt, dass er mit den eigenen Ansprüchen in ziemlich großen Gummistiefeln steht ... und eigentlich nicht mal weiß, wie tief das Wasser ist, über das er da wandeln will ... und was da für Tiere wohnen, ... was da für andere Personen auch wandeln wollen ...
tja, der kann was lernen.
Und natürlich: Das mit den Wasser, das ist nur eine Analogie für "den Markt von Texten" ... und die Spieler darin.
Also, auch wenn ich grade den Kopf mit anderem voll habe: Ich lerne immer weiter, und das macht einfach Spaß.
Grüße
Olaf