Wie vielleicht einige Leser dieses Blogs wissen, war ich in den 80er-Jahren ein freier Mitarbeiter jenes Verlages, für den ich heute als Redakteur tätig bin. Als solcher redigierte ich unter anderem Roman der Serie KOMMISSAR X, die im Prinzip sehr ähnliche Stoffe boten, wie das heute noch die Serie »Jerry Cotton« liefert: spannende Kriminalromane vor dem Hintergrund der aktuellen Metropole New York, gelegentliche Ausflüge nach Florida oder gar in andere Länder inklusive.
Dieser Tage schrieb mich ein Schriftsteller an, der von sich behauptete, ein Fan der »alten Reihe« zu sein. Diese erfreue sich doch wieder einer großen Fangemeinde, was sich an verschiedenen Punkten festmachen lasse: Die alten Filme kämen wieder auf DVD heraus, und es gebe Nachdrucke. Aus diesem Grund wollte er die Reihe erstens wiederbeleben und zweitens würde er gern als Autor mitarbeiten.
Die Zeit sei reif, schrieb er fast euphorisch. Das Rad der Zeit habe sich weiter gedreht, und es gäbe doch jetzt eine multipolare Welt, die einen noch viel spannenderen Hintergrund für Spionage- oder Abenteuergeschichten aufweise als die Zeit des Kalten Krieges. Er schrieb noch einiges mehr ...
Ich war beeindruckt. Im Verlauf von dreißig Jahren, die ich als Kleinstverleger mit einem Fanzine und neinem Kleinverlag sowie als Redakteur in einem Buch- und Zeitschriftenverlag verbracht habe, sind mir immer wieder Bewerbungen von Autoren untergekommen. Mit manchen dieser Autoren gab's in der Folge eine Zusammenarbeit, die bis heute anhält – sehr erfreulich und sehr positiv.
Bei manchen aber kann ich nur den Kopf schütteln. Der Kollege, der mich angeschrieben hatte, war nicht einmal in der Lage, zwei klassische Heftromanserien vernünftig auseinanderzuhalten: Während KOMMISSAR X eine klassische Krimi-Reihe war, ging es in MISTER DYNAMIT um den Kalten Krieg, um Agenteneinsätze und Spionage – das eine hatte mit dem anderen nur so viel zu tun, dass bei beiden Serien ein bestimmter Autor sehr wichtig war.
Schon seit Jahren frage ich mich, warum so viele Menschen meinen, als Autoren quasi geboren zu sein. Es ist doch auch niemand als Bäcker geboren. Wenn jemand Bäcker werden will, informiert er sich vorher über diesen Beruf, dann macht er eine Ausbildung, und dann ist er Geselle. Bis zum Meister hat er noch einige Schritte ... nur bei der Schriftstellerei glauben manche Leute offensichtlich, sich keine Sekunde lang über irgend etwas informieren zu müssen. Schon seltsam ...
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