»Die Science Fiction Literatur wird in Deutschland von der Literaturkritik noch immer wie ein Stiefkind behandelt«, beginnt Siegfried Raguse sein Vorwort, »trotz fortschreibender Technisierung, sozialpolitischen Umwälzungen, dem nicht unwesentlichen Gedanken, daß das Zeitalter der Weltraumfahrt begonnen hat und der Tatsache, daß bereits einige dieser Romane zur spitze der Weltliteratur gehören.«
Veröffentlicht wurde dieses Vorwort im August 1962, und es leitet den »Anabis-Sonderdruck 2« ein. Der Sonderdruck hat eine Überschrift, die den Inhalt klar umschreibt: »Fan-Science-Fiction im deutschsprachigen Fandom«. Die Bibliographie listet alle Fanzines und Kurzgeschichten des Jahre 1955 bis 1962 auf.
Gelistet werden bekannte Fanzines wie »Anabis« oder »Andromeda«, »Blick in die Zukunft« oder die »Science Fiction Times«, die auch heutigen Lesern etwas sagen, die sich für Science Fiction und ihre Fan-Geschichte interessieren. »Scorpion« und »Lyra« waren mir aber beispielsweise nicht einmal vom Namen her bekannt.
Ähnliches gilt für die Namen: Selbstverständlich sagen mir Clark Darlton oder Heinz-Jürgen Galle – der heute noch publiziert – etwas, aber ich habe noch nie voln Hans Franzke oder Werner Frimmel gehört. Teilweise liegen die Fanzines, in denen sie ihre Texte veröffentlicht haben, sogar in meiner Sammlung, aber ich kann mir leider auch nicht alles merken.
Die Lektüre und das Durchblättern des Fanzines ist wie das Einsteigen in eine Zeitmaschine: Das alles ist schon mehr als fünfzig Jahre her. Science Fiction war damals noch neu und aufregend, das Land steckte in einer Aufbruchstimmung, während die Bevölkerung von Kriegsangst geplagt war – das alles spiegelt sich in den Texten wieder.
Paradiesische Zeiten waren es dann doch, zumindest in gewisser Weise: Damals war es noch möglich, einen kompletten Überblick zur Science Fiction und ihrem Fandom zu haben. Heute schaffen das nicht einmal mehr die besten Spezialisten.
Ich habe 1966 Kontakt mit dem Fandom (in Gestalt des Science Fiction Club Deutschland e.V.) aufgenommen. Dank Walter Ernsting wurde ich auf meiner Suche nach Fans in der Umgebung meiner Heimatstadt Wuppertal auf Hans Franzke aufmerksam, der, so glaube ich mich zu erinnern, in Gevelsberg lebte. Er war fünf Jahre älter als ich, also schon erwachsen. Ich weiß, dass er SF im Original las und jede Menge amerikanische und englische Taschenbücher besaß. Von Fandom hatte er sich gelöst, sodass wir uns leider persönlich nie begegnet sind. Er ist 2016 in Dorsten verstorben.
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