Wahrscheinlich ist und war es eine Bildungslücke, dass ich von dem Schriftsteller Jochen Till bislang nichts gelesen habe. Doch dann wurde ich auf das Buch »Ohrensausen« aufmerksam, las es mit wachsender Begeisterung und will jetzt mehr von ihm haben. Bei dem Roman handelt es sich um ein Jugendbuch, das als Taschenbuch aktuell bei Ravensburger zu haben ist, aber ich fand es auch für alte Säcke wie mich extrem gut lesbar.
Weil ... weil es um junge Punks geht. Oder zumindest um eine Handvoll Schüler, die versuchen, eine Punkband hochzuziehen, die den hübschen Namen AUF DIE OHREN trägt und sich auf den ersten Auftritt vorbereitet. Erzählt wird das ganze aus der Sicht des Schlagzeugers Danny, der unglücklich in die Freundin des Sängers verliebt ist ... und der wiederum entwickelt sich mehr zu einem riesigen Arschloch.
In dem Roman ist alles enthalten, was zu einer schönen Jugendbuch-Geschichte gehört: erste Liebe, allerlei Konflikte mit Freunden und Eltern, Schulprobleme, ein wenig Stress mit den Deppen von nebenan, Musik und viel Action. Da das ganze im jugendlichen Punkrock-Milieu spielt, gibt es zudem nervende Skinheads, Diskussion um die ÄRZTE und andere Dinge, die dem ganzen einen authentischen Charakter geben.
Die Sprache ist sehr jugendlich, ohne dass es peinlich wirkt. Schnelle Dialoge, durchaus auch mal ein wenig rotzig, aber eben nicht aufgesetzt: Das ganze ist immer glaubhaft und macht den Eindruck, dass der Autor – Jahrgang 1966 – dicht genug an der Zielgruppe dran ist.
Der Autor bleibt vor allem dicht an seinem »Helden«, erzählt sehr subjektiv aus dessen Perspektive und schafft es damit, dass der Leser immer an der Handlung klebt. Der dabei entstehende Sog lässt einen das Buch in einem derartigen Ruckzuck-Tempo lesen, dass es eine echte Freude ist.
Klar richtet sich das Buch nicht unbedingt an Punks, sondern an Jugendliche allgemein. Aber es stellt Punks nicht als Trottel dar, sondern präsentiert einen Haufen Jugendlicher, die Punkmusik machen wollen – etwaige Diskussionen, was Punkmusik mit Punk zu tun hat und was nicht, möchte ich jetzt nicht führen müssen.
Ich hatte genug Spaß an dem Werk und freue mich auf die Fortsetzung. Auch wenn meine »Punkrock-Jugend« sowieso wenig punkig war und nicht viel zu tun hatte mit dem, was in diesem Roman geschieht, fühlte ich mich bei der Lektüre doch einige Jahrzehnte jünger. Und das macht dann gleich doppelt Spaß.
Vielen lieben Dank für diese sehr schöne Rezension! Damit rechnet man 10 Jahre nach Erscheinen des Buchs ja nicht mehr...:-)
AntwortenLöschenBeste Grüße,
Jochen Till