Wer sich geschäftlich mit Medien im Allgemeinen und Kindermedien im Besonderen beschäftigt, kennt das Gejammer seit langem: Die »jungen Leute« lesen nicht mehr, heißt es dann gern. Es sei völlig unsinnig, für jüngere Menschen überhaupt noch Literatur zu produzieren; das interessierte die sowieso nicht. Glaube ich der aktuellen »Kids Verbraucheranalyse«, die man üblicherweise als »Kids VA« abkürzt, ist alles ganz anders.
Die aktuelle Studie, die in allen möglichen Fachmedien veröffentlicht wurde, wird auf der Basis von 2027 Interviews erstellt; sie sei repräsentativ für deutschsprachige Kinder im Alter von 4 bis 13 Jahren. Teilweise arbeitet man mit sogenannten Doppel-Interviews, da werden also das Kind und der/die Erziehungsberechtigte befragt. Inwiefern das stimmig ist, kann ich nicht beurteilen; ich kann das glauben oder eben nicht.
Das Interessante dabei: Kinder lesen gern Papier. 81 Prozent der 6- bis 13-Jährigen greifen nach dieser Untersuchung mindestens einmal wöchentlich zu einem Buch; die Kindermagazine erfreuen sich großer Beliebtheit. Und das Internet stagniert, glaubt man der Untersuchung.
Ist also alles halb so schlimm? Ich weiß es nicht. Tatsache ist, dass die Auflagen vieler Kindermedien rückläufig sind und sich die meisten nicht mehr so gut verkaufen wie früher. Ohne die Spielzeuge und anderen »Gadgets«, die ständig aufgeklebt werden, wäre die Situation sowieso ganz anders.
Manchmal kommen mir solche Analysen und die daraus resultierenden Stimmungen so vor, als würde ganz verzweifelt gepfiffen. Je lauter man trommelt und pfeift, desto weiter weg ist die »Gefahr«; die Angst, die Kinder komplett ans Fernsehen und ans Internet zu verlieren, ist schließlich nach wie vor vorhanden. (Wenn ich darüber nachdenke, bin ich ganz froh, für eine Romanserie verantwortlich zu sein, die sich vor allem an erwachsene Leser wendet.)
Die Frage ist, ob auch ermittelt wurde, WAS die Kinder (ich weigere mich Kids zu sagen) lesen. Ich kenne Jungs, die sagen, sie lesen jeden Tag, und meinen Comics, bevorzugt Mangas. Wenn ich nur daran denke, wie die vor ein paar Jahren "One Piece" verschlungen haben...
AntwortenLöschenLetztlich haben immer noch die Eltern den größten Einfluss darauf ob und was Kinder lesen.
AntwortenLöschenWenn sie aber lesen, ist das Angebot ziemlich berauschend. Ich schau oft genug neidisch auf die toll gemachten Bücher.
Was nachgelassen haben dürfte, ist die Bedeutung von Bibliotheken. Zum Teil selbst verschuldet, zum Teil Ergebnis veralteter Gesetze und rigider Sparmaßnahmen.
Lesen im Internet oder am PC/Handy - hab ich bei meinen Milchbärten noch nicht beobachtet. Reizvoll sind Comics, ist aber auf Tablets beschränkt. Ansonsten stehen die diversen Let's play Kanäle auf Youtube an oberster Stelle der Medien für Jugendliche, gefolgt von TV-Serien auf DVD.