04 August 2013

Auf dem Dach von Kundus

Wer sich ein wenig mit Zeitgeschichte auskennt, hat das Bild im Gedächtnis: amerikanische Hubschrauber über einem Gebäude in Saigon, mutmaßlich die amerikanische Botschaft, darunter verzweifelte Vietnamesen, die noch versuchen, sich zu den Amerikanern zu retten ... Als der Vietnamkrieg 1975 verloren ging und die Kommunisten in Vietnam einmarschierten, holten die Amerikaner ihre eigenen Leute heraus und überließen die einheimischen Hilfskräfte einem schrecklichen Schicksal.

Das gleiche Schicksal droht den afghanischen Helfern der Bundeswehr und anderer westlicher Armeen, wenn diese in einem Jahr oder in zwei Jahren abziehen. Wie es aussieht, möchte die Bundeswehr ihre Übersetzer und Fahrer, ihre Putzhelfer und Köche zurück lassen – wohl wissend, dass sie von den dann siegreichen Taliban garantiert nicht nett behandelt werden.

Wenn ich die entsprechenden Aussagen in den Medien lese, wird mir schlecht. Jeder der betroffenen Afghanen weiß, welches Schicksal auf ihn und seine Familie wartet. Jeder der Verantwortlichen in Deutschland weiß es ebenfalls oder sollte es wissen. Es interessiert hierzulande nur niemanden, weil vor lauter Drohnen-Affäre und Bundestagswahl-Unfug keine ernsthafte Diskussion über das persönliche Schicksal von Menschen möglich zu sein scheint.

Ich sehe die Bilder schon vor mir: Der letzte Bundeswehr-Hubschrauber hebt in Kundus ab, und im Lager stehen die um Hilfe und Unterstützung flehenden Afghanen ... Und wenn ich daran denke, fühle ich mich verdammt hilflos.

1 Kommentar:

  1. Das afghanische Hilfspersonal mitzunehmen, hieße wohl, einzugestehen, dass die Situation vor Ort eben nicht gelöst worden ist. Das, behaupte ich mal frech, geht natürlich nicht.

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