18 Juli 2013

Klischee auf Rädern


Ich fuhr mit dem Rad durch die Bismarckstraße; es war mitten am Tag, und es herrschte ordentlicher Verkehr. Rechts und links parkten Autos, manche standen in der zweiten Reihe. Kamen sich zwei Autos entgegen, musste immer ein wenig geschaut werden, wer den anderen vorließ.

Vor mir fuhr ein blaues Auto, irgendein französisches Modell mit Karlsruher Kennzeichen. Das Auto fuhr sehr langsam, ich hätte mit einigem Druck locker überholen können. Da ständig Gegenverkehr kam, ließ ich das sein. Aber es nervte, mit dem Fahrrad hinter so einem lahmen Auto herzustrampeln.

Eine Kreuzung kam, eine dieser typischen »Rechts-vor-links«.Kreuzungen, mit denen erstaunlich viele Menschen ihre Probleme haben. Das Auto blinkte nach links und fuhr langsam in die Mitte der Straße.

Ich freute mich, trat in die Pedale, hielt mich zur rechten Seite und wollte vorbeifahren. In diesem Moment bog das Auto, immer noch links blinkend, nach rechts ab. Fluchend bremste ich ab, konnte ein »Hey, du Arsch« nicht unterdrücken.

Während das Auto direkt vor meiner Nase vorbeifuhr, keinen Zentimeter vor meinem Vorderrad, schaute ich durch das Beifahrerfenster ins Innere. Eine Frau saß am Steuer, sie sah weder nach rechts noch nach links, hatte mich ganz offensichtlich nicht mal wahrgenommen.

In diesem Augenblick fielen mir alle Klischeesprüche über »Frau am Steuer – ungeheuer!« ein, die ich im Verlauf der vergangenen Jahrzehnte gehört hatte. Dann lachte ich leise und fuhr weiter.

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