22 Juli 2013

Auf der Titanic


Es gab eine Zeit, in der ich mindestens einmal pro Woche in der Kneipe »Titanic« war. Diese liegt in der Innenstadt von Karlsruhe, und in den 90er-Jahre versammelte sich unter dem großen grünen Wandbild und am Tresen eine bunte Mischung an Menschen: Fußballfans und Punkrocker, Arbeitslose und Feierabendbiertrinker, Studenten und Rentner, alles bunt gemischt.

Die Musik war nicht immer gut, um es höflich zu sagen, das Essen nicht unbedingt immer richtig lecker. Aber die Atmosphäre machte es, die »Athmo«, wie das jetzt neudeutsch heißt, und wir hatten zeitweise eine Art Stammtisch im »Titanic«.

In den Nullerjahren flaute das ganze für mich ab, und dieser Tage war ich zum ersten Mal seit mehreren Jahren mal wieder im »Titanic«. Mittag war es, an einem Arbeitstag, den ich zu Hause mit einem Manuskript und meinem Computer verbrachte, und ich wollte im Biergarten sitzen.

Außer mir waren drei weitere Gäste da, ansonsten war alles wie leergefegt. Im Innern der Kneipe wirkte alles recht sauber, das grüne Wandbild fehlte komplett. Die Musik war so leise oder so unwichtig, dass ich sie nicht wahrnahm.

Die Saftschorle schmeckte, die Bedienung war nett, und die Käsespätzle konnte man essen. Aber ich hatte nicht das Gefühl, nach all den Jahren gewissermaßen heimgekommen sein. Es war nicht mehr das »Titanic« in meiner Erinnerung, und ich hätte Stein und Bein geschworen, dass das nicht an mir allein lag ...

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