17 Februar 2013

Fleisch-und-Zwiebel-Hölle

Wo genau der gastronomische Betrieb war, tut nichts zur Sache. Im Verlauf einer Dienstreise betrat ich die Lokalität, zu der mir der Begriff Restaurant nicht einfallen würde. Die Einrichtung war ganz in Ordnung, meinetwegen könnte man den Begrif »gutbürgerlich« auf die Holzmöbel und die mit Bildern bedeckte Wand benutzen.

Die Speisekarte war beeindruckend: vier Seiten mit Fleischgerichten. Es gab nichts vegetarisches, nicht einmal andeutungsweise. Sogar die Salate enthielten allesamt eine Fleischbeilage oder zumindest Fisch.

Als die sehr nette Bedienung – eine Blondine Ende vierzig mit viel Make-up – kam und die Bestellung aufnahm, fragte ich vorsichtig nach einer Möglichkeit, vegetarisches Essen zu erhalten. Ob man bei den Salaten einfach die Schinkenstreifen, die Hühnerbrust oder die Fischteile weglassen könnte und ob man mir dann beispielsweise noch Pommes frites reichen würde.

Das sei alles kein Problem, versicherte mir die Dame. Eine Frau, die am Tisch saß, ergänzte, die Bratkartoffeln seien besonders lecker; die sollte ich bestellen. Das tat ich. Gerade noch rechtzeitig ergänzte die Dame, dass die Bratkartoffeln mit Speck seien.

Man gab sich wirklich Mühe mit mir ... Die anderen Menschen am Tisch aßen Schlachtplatte und riesige Schnitzel; ich erhielt einen zermatschten Salat und gut zerbrutzelte Bratkartoffeln. Ich bin einiges gewöhnt, und ich hatte Hunger, also aß ich alles auf.

Da ich kein Fleisch mochte, wollte man mir wohl trotzdem viel Gutes tun und tat überall reichlich Zwiebeln drauf: Die Bratkartoffeln schmeckten eher nach Zwiebeln als nach sonst etwas, und der Salat war ordentlich gezwiebelt. Glücklicherweise fragte die nette Bedienung am Ende nicht, wie es geschmeckt hatte; ich war mir nicht sicher, ob ich höflich oder ehrlich reagiert hätte.

Aber es war eine besondere Erfahrung ...

3 Kommentare:

  1. Christian Wichmann1:51 PM

    Erinnert mich an eine Szene entweder aus dem Reisebericht „Von Berlin nach Moskau - eine Reise zu Fuß“ von Wolfgang Büscher oder aus dem Roman „Alles ist erleuchtet“ von Jonathan Safran Foer, ich weiß es nicht mehr genau. Jedenfalls hat der Protagonist dort in einem Gasthof irgendwo in der russischen Pampa ein ganz ähnliches Problem: „Sie essen kein Fleisch? Aber Wurst nehmen Sie doch bestimmt, oder?“ Lief letztlich auf Kartoffeln „ohne alles“ hinaus, weil es auch keine Soße ohne Fleisch gab.

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  2. Ich kenne »Alles ist erleuchtet« nur als Film, und der ist brillant.

    Meine Mutter brachte anno dunnemals den Spruch aber auch, als ich vor nunmehr zwanzig Jahre zum Veggi wurde ... »Aber Wurschd isch weider, oder?«

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  3. Ukraine. Die Geschichte spielt in der Ukraine. Göttlich!

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