Seit die ersten Abenteuer mit dem Cowboy Lucky Luke erschienen, durchlief die Serie zahlreiche Wandlungen. Vor allem nachdem Morris, der Schöpfer der Comic-Figur im Jahr 2001 starb und sich unterschiedliche Zeichner und Autoren um die Serie kümmerten, war das Niveau durchaus wechselhaft. Mit dem Band »Lucky Luke gegen Pinkerton«, der als Nummer 88 der deutschsprachigen Ausgabe veröffentlicht wurde, scheint die Serie wieder zur alten Größe zurückzufinden.
Der Held wird gleich zu Beginn auf ein gewisses Normalmaß zurückgestutzt. War es bisher Lucky Luke, der im Wilden Westen für Ordnung sorgte, tauchen jetzt die Detektive der Agentur Pinkerton auf, regeln alles mit einer erschreckenden Gründlichkeit und nehmen reihenweise Bösewichte fest. Wie es aussieht, braucht man Lucky Luke nicht mehr, und der »lonesome cowboy« wird auf einmal als Rentner und Auslaufmodell angesehen.
Natürlich kann das auf Dauer nicht gut gehen. Als ein Attentat auf den amerikanischen Präsidenten geplant ist, muss Luke eingreifen: Er reitet vom Wilden Westen aus an die Ostköste und mischt sich persönlich in den Fall ein. Und natürlich geht am Ende alles gut ...
Mit dem Duo Daniel Pennac und Tonino Benacquista haben zwei neue Autoren die Texte verfasst – und streckenweise kommt einem das ganze wie eine sich über Seiten erstreckende Verneigung vor den Klassikern vor. Die Daltons tauchen auf, das ist wenig überraschend, aber auch andere Figuren aus früheren »Lucky Luke«-Abenteuern geben sich ein Stelldichein. Das ist streckenweise sehr witzig, vor allem dann, wenn sich die Autoren keinen Millimeter um historische Korrektheit kümmern und beispielsweise Billy The Kid in die Zeit des Sezessionskrieges verlagern.
Der Zeichner Achdé, der in den letzten Jahren mit mehreren Autoren zusammengearbeitet hat, läuft zur Hochform auf. Manchmal lässt sich kaum ein stilistischer Unterschied zu den besten Morris-Zeiten erkennen; Bösewichte wie Helden sind klasse gezeichnet und spiegeln ständig irgendwelche Berühmtheiten der amerikanischen Geschichte wieder.
Am besten bei dem neuen Abenteuer gefällt mir übrigens, dass es mit der Realität spielt: Zwar ist das Album in der Vergangenheit angesiedelt, aber in Wirklichkeit handelt es sich um einen politisch-gesellschaftlichen Kommentar zu aktuellen Themen.
Sicherheitswahn oder die Angst vor Überwachung werden mit den Mitteln eines Comics diskutiert und präsentiert – das macht Spaß und zeigt, dass ein solcher Comic auf mehreren Ebenen funktioniert. Wer mag, kann sich an dem Wildwest-Spaß erfreuen, und wer mag, kann sich über politische Anspielungen amüsieren.
Ich fand »Lucky Luke gegen Pinkerton« großartig – ein aktueller Comic, der sich so erfreulich vor der alten Zeit verneigt, dass man sich als Leser mit freuen kann. Erschienen ist das Album als Hardcover; es ist 48 Seiten stark und kostet zehn Euro.
Interessant! Das werd ich im Sinn behalten und mir den Band demnächst zulegen. (Lucky Luke hat bei mir einen ähnlichen Stellenwert wie Asterix ... und die letzten Asterix-Bände fand ich einfach nur grauenhaft schlecht ... deshalb traute ich mich an die neuen Lucky Lukes erst gar nicht ran.)
AntwortenLöschenDieser »Lucky Luke«-Band ist m.E. richtig gut. Die Nummer 89, die es ja auch schon gibt (hüstel), fällt dagegen richtig ab: zeichnerisch zwar gut, sind's halt Kurz-Strips über den jungen Lucky Luke ... naja. Aber ich muss die auch alle haben.
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