Einen Einblick in die Denkweise dieser Hardcore-Fans gibt das Buch »Backstreet Girl« von Jennie Hermann. So richtig aktuell ist das nicht: Es erschien bereits 2009 im Verlag des Archivs der Jugendkulturen; gelesen habe ich es allerdings jetzt erst. Unterhalten habe ich mich dabei bestens.
Der Untertitel stellt klar, worum es geht: »Projektionsfläche Popstar – Wenn der Fan zum Schriftsteller wird«. Was bringt Musik-Fans dazu, sich mit ihrer Lieblingsmusik so stark auseinanderzusetzen, dass sie literarisch tätig werden?
Im Prinzip sind's drei Bücher: Der erste Teil ist das Tagebuch der Autorin, die als begeisterter Fan der Backstreet Boys dieser Band hinterher reiste, in einen der Sänger heftig verliebt war und sich jahrelang nicht davon lösen konnte.
Darüber schrieb sie ein Buch, das hier enthalten ist. Der Text ist teilweise richtig bitter zu lesen, andererseits im Abstand von 15 Jahren auch mit einer gewissen Selbstironie unterlegt – und es gibt lesenswerte Eindrücke in die Denkweise eines hartgesottenen Fans.
Im zweiten Teil schildert die studierte Musikwissenschaftlerin dann das Fantum aus einer wissenschaftlichen Distanz. Sie will herausfinden, warum vor allem Frauen über Stars schreiben – sowohl Tagebücher als auch Romane und Erzählungen. Dieser Teil ist der schwächste des Buches: Man merkt zu deutlich, dass die Auswahl an Texten, auf die sich Jennie Hermann beruft, unterm Strich zu dünn ist.
Der dritte Teil besteht aus Interviews, wobei hier die Partner sehr unterschiedlich sind. Kompetente Musikjournalisten wie Christian Gasser, Kerstin Grether und Frank Schäfer haben naturgemäß einen anderen Zugang zur Musik und zu ihren Texten als beispielsweise eine Frau, die jahrelang dort Urlaub machte, wo der Musiker Peter Maffay wohnt.
Das Buch erschien als sehr schön gestalteter Hardcover-Band mit 219 Seiten Umfang und zahlreichen Abbildungen. Es kostet 28 Euro, die ISBN ist 978-3-940213-50-1 – und wer sich dafür interessiert, kriegt das lesenswerte, unterhaltsame Werk in jeder Buchhandlung oder direkt beim Archiv der Jugendkulturen.
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