Ich erinnere mich noch gut an den Tag, an dem ich zum ersten Mal »live« eine Fantasy-Figur spielte. Das war 1980 in Konstanz, ich war ein pickeliger Jugendlicher, und meine Verkleidung bestand aus einem Morgenstern aus Plastik, den ich mit mir herumschleppte.
Mit dabei waren ein Mann im Bastrock, der heute als Teil eines Autorenpaars für sensationelle Historien-Bestseller verantwortlich ist, sowie eine Reihe anderer Leute, von denen ich größtenteils seit Jahren nichts mehr gehört habe. Das ganze nannte sich »Follow-Marsch« und hatte mehr mit einer Art Schnitzeljagd zu tun als mit einem »Live Action Roleplaying Game«.
Das wiederum ist die ausgeschriebene Formulierung von »LARP«, und das scheint mittlerweile eine echte Industrie geworden zu sein. Zumindest komme ich zu diesem Gedanken, wenn ich das schön gemachte Magazin »LARP-zeit« betrachte; mir liegt die Nummer 33 vor.
Das 92 A4-Seiten starke Magazin ist richtig gut gemacht: schönes farbiges Layout, viele Fotos, gut geschriebene Artikel. Es gibt Ratschläge, wie man sich entsprechende Masken macht oder Klamotten schneidert, es gibt Beiträge über LARP-Hintergründe, und natürlich gibt es schöne Berichte von den eigentlichen Veranstaltungen.
Beeindruckend, wirklich – das sieht gut aus, das scheint richtig Laune zu machen. Ich habe das Magazin mit großem Interesse geblättert, angeguckt und streckenweise auch richtig gelesen.
Das hat alles nichts mehr mit dem zu tun, was wir im Sommer 1980 in einem Wald am Bodensee »gespielt« haben. Das ist alles wesentlich weiter entwickelt, viel ausgefeilter und auch ... ja! ... besser. Aber für mich wär's nichts mehr.
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