Es bleibt einem als angeblich kritischem und mündigem Bürger ja nichts erspart. Nicht einmal Politiker, die man für die nächsten Jahre in der Versenkung glaubte, sind wirklich verschwunden. Und so kommt jetzt auch Karl-Theodor zu Guttenberg wieder zurück – ein Polit-Zombie, der offensichtlich nicht davon ablassen kann, sein Gesicht in jede Kamera zu halten.
Der Herder-Verlag, der unter dem Logo »Lesen ist Leben« im Buchhandel aktiv ist, bringt ein Buch des Adeligen heraus. Das Ding trägt den Titel »Vorerst gescheitert«, kommt diesen Monat noch in die Buchhandlungen und zeigt einen wichtig in die Kamera schauenden Guttenberg auf der Titelseite.
Giovanni di Lorenzo, der Chef der »Zeit«, war sein Interviewpartner; so steht es in der Ankündigung. Wir können getrost davon ausgehen, dass irgendein journalistischer Unterling die Texte zusammengestellt hat, weil di Lorenzo für die eigentliche Arbeit an so einem Interview-Buch wohl kaum die Zeit gefunen hat ...
Angeblich spricht Guttenberg in dem Buch unter anderem »über seinen Umgang mit den eigenen Fehlern, über die Zeit nach dem Rücktritt«; das würde mich ja schon mal interessieren. Viel spannender ist womöglich sein Gerede »über die Voraussetzungen für die Rückkehr eines immer noch enorm populären Politikers«.
Das Buch behandle zudem den schlechten »Zustand der deutschen Politik und Parteien und was dagegen getan werden müsste«. Das klingt überzeugend. Ich kann mir richtig gut vorstellen, was Guttenberg alles erzählt und wie eifrig ihm der Redakteur zuhört.
Ich will ja nicht gemein sein, aber mit dem »Zeit«-Chefredakteur und dem Ex-Minister haben sich zwei getroffen, die gut zusammenpassen. Beide Herren gelten als gutaussehend und eloquent, und das verspricht eine echt tolle Mischung. Der Journalismus ist in Deutschland längst nicht mehr viel wert, vor der Politik empfinde ich nur Ekel. Vielleicht sollte ich mir das Buch doch zulegen ...
Das ist dann der selbe Ekel/Faszination-Faktor wie kürzlich schon beim ollen Bohlen... Eine Mischung aus Hass, Verachtung und Staunen, oder so ähnlich. Bin mir recht sicher das ihm die halbe Republik verzeiht und bei einem Comeback wieder heuchelnd zu Füssen liegen wird. Naja, weder haben mich der auf Papier verbrochene Rotz von Sarazin oder Bohlen interessiert, noch wirds der blaublütige Versager sein. Was ich aber unbedingt wieder mal lesen will ist "Anpfiff" vom guten Toni, kennt das noch wer?!
AntwortenLöschenAlle über einen Kamm scheren? Dann sieh' Dir mal richtig guten Journalismus an, z.B. Gita Ekberg beim NDR und Christiane Kröger beim Weserkurier. Noch jemand aus der Besten-Riege: Alice Schwarzer. Die drei dürften sich kaum für Polit- und Beweihräucherungsgeschwalle hergeben.
AntwortenLöschenOder würdest Du sagen, alle Perry-Romane sind für die Füße, nur weil gelegentlich einer dabei ist, der das Klassenziel nicht erreicht hat?
Komplett richtig: Nicht alle Journalisten sind bestechliche Idioten – da stimme ich hundertprozentig zu. Auch im Fernsehen gibt es immer wieder sehenswerte Beiträge. Über einen Kamn scheren möchte ich nicht; ich ärgere mich aber immer mehr über hirn- und rückgratlose Kollegen.
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