Ich habe noch nie in meinem Leben einen Roman der Bestsellerautorin Charlotte Link gelesen, und ich fürchte, dass ich das auch nicht so schnell tun werde: Für ihre Art der Liebesromane, Frauenthriller und historischer Romane bin ich mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht die Zielgruppe. Trotzdem ist es interessant für mich, nachzuvollziehen, warum die Schriftstellerin so erfolgreich ist – vielleicht könnte ich glatt etwas daraus lernen.
Einen ähnlichen Ansatz verfolgte die Bundesakademie für kulturelle Bildung, die im September 2009 sogar eine Tagung zu der Autorin veranstaltete. Den im Jahr 2010 veröffentlichten Tagungsband habe ich mittlerweile durchgelesen; er ist vor allem dann lesenswert, wenn man sich hauptberuflich mit Literatur und dem Verlagsgeschehen beschäftigt. Letztlich ist es irgendwann egal, welche Art von Literatur man persönlich bevorzugt ...
Was macht denn ein Buch zum Bestseller? Und warum hat es Charlotte Link geschafft, innerhalb einer überschaubaren Zeit zu einer echten Marke im Literaturgeschäft zu werden? Und wieso ist sie sich selbst treu geblieben, obwohl sie sich durchaus verändert hat?
Solchen Fragen gehen die einzelnen Vorträge der Tagung nach. Besonders lesenswert fand ich die Interviews mit der Autorin. Offen gibt sie Auskunft über ihre wechselvolle Karriere, ihre Arbeitsweise und ihre Probleme mit Medien und Verlagen; das ist spannend zu lesen, auch für jemanden, der von ihr bislang keine Zeile bewusst konsumiert hat.
Weitere Beiträge nehmen sich des Thema von anderen Seiten an. So äußert sich ein Professor für Medienwissenschaft in sehr wissenschaftlicher Weise, der Verleger kommt ausführlich zu Wort, und auch eine Literaturagentin und eine Journalistin versuchen herauszufinden, wo die Rezeptur für die Charlotte-Link-Bestseller liegt.
Das 144 Seiten starke Paperback ist in der Reihe »Wolfenbütteler Akademie-Texte« erschienen, kostet zehn Euro und kann mithilfe der ISBN 978-3-929622-46-1 in allen Buchhandlungen bestellt werden. Ich fand's stark und werde es künftig auch allen möglichen Hobby-Autoren ans Herz legen. Die sollten ja schließlich wissen, wie's »im Markt« so zugeht ...
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